Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Wohin kommt das neue Stadtarchiv?

Ein Überblick über die wichtigsten zur Diskussion gestellten Standorte:

Rege diskutieren derzeit Öffentlichkeit und Politiker die Frage nach einem neuen Standort für das Stadtarchiv. Das ist eine gute Entwicklung, da doch noch vor ein paar Monaten die Existenz dieses Archivs kaum wahrgenommen wurde, geschweige denn diesbezügliche Neubaupläne. Eine Ansiedlung – zumindest des Depots – in der Peripherie ist offensichtlich vom Tisch. Bleibt nur zu wünschen, dass das unter brutalen Umständen neu entdeckte Interesse der Kölner an ihrem Stadtarchiv dessen Plan- und Bauphase überdauert und seine Sympathisanten zu Nutzern macht.

Der Kulturausschuss sollte am 25. Juni eine Entscheidung zum neuen Standort des Archivs fällen, die in der Ratssitzung vom 30. Juni als Beschluss verabschiedet werden sollte. Dazu aber kam es nicht, denn es lagen unzureichende Informationen vor, so der Vorwurf an die Verwaltung. Diese wird nun vor allem den Standort Severinstraße eingehender prüfen, und der Entschluss soll in der letzten Ratssitzung am 10. September fallen.

Bisher waren etwa 15 Standorte im Gespräch, darunter auch Gelände am Mediapark und am Sachsenring. Die Politik ist noch unschlüssig. Bei der CDU gibt es Stimmen für den Eifelwall, aber auch für eine europaweite Ausschreibung des Grundstücks. FDP, SPD und Grünen gefällt der Gedanke an einen Neubau in der Severinstraße.

Hier ein Überblick über die wichtigsten zur Diskussion gestellten Standorte:

Eifelwall – Archivzentrale in Uni-Nähe

Die etwa 6.000 Quadratmeter große stadteigene Fläche ist die von der Verwaltung bevorzugte Lösung. Es handelt sich um ein Grundstück mit Anbindung an den Grüngürtel, auf dem das Stadtarchiv in räumliche Nähe zur Universität gerückt würde. Es gäbe genug Platz für die Kunst- und Museumsbibliothek und das Rheinische Bildarchiv. Und es wäre dennoch laut der beauftragten Wirtschaftlichkeitsanalyse von Ernst & Young die günstigste Lösung unter den bisher geprüften: sie würde mit mindestens 86 Millionen Euro zu Buche schlagen. Auch Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia ist nicht gegen den Eifelwall, denn das Grundstück ist ihrer Ansicht nach hoch- und grundwassersicher, gut erreichbar, flexibel bebaubar, und es steht zur sofortigen Verfügung.

Severinstraße – Ausschachtung gespart

Der Vorschlag eines Neubaus an alter Stelle ist bisher von der Verwaltung noch nicht geprüft worden. Die Baugrube hätte man schon. Allerdings ist die zur Verfügung stehende Fläche zu klein und Nachbargrundstücke müssten zugekauft werden. Eine Nutzfläche von 4000 m² wird benötigt – schwer einzulösen bei einer vorgeschriebenen Firsthöhe von 12,80 Metern. Drei bis vier Tiefgeschosse müssten angelegt werden. Hochwasser-Schutzmaßnahmen bis ins erste Obergeschoss wären nötig. Außerdem bleibt die Frage, wie mit der gewünschten Einbeziehung der anderen beide Institute, der Kunst- und Museumsbibliothek und dem Rheinische Bildarchiv, umgegangen werden soll.

Anfang 2010 beginnt erst die genaue Analyse der Umfallstelle. Das Sanierungskonzept für die U-Bahn wird wohl Mitte 2010 freigegeben und die Sanierung selbst wird bis mindestens Ende 2011 dauern. Mitte 2015 wäre noch ein optimistisch geschätztes Datum für einen Einzug in ein neues Gebäude an diesem Standort.

Waidmarkt – Teurer Umbau

Die Umnutzung des ehemaligen Polizeipräsidiums würde laut der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young 119 Millionen Euro kosten. Der Standort ist auf Wunsch der Grünen weiter im Rennen, allerdings müsste hier eine europaweite Ausschreibung erfolgen, was den Baubeginn beträchtlich verzögerte.

„Messe-City“ in Deutz – Kultur für die Brache

Im alten Barmer Viertel wäre Platz für einen auf 90 Millionen Euro veranschlagten Neubau. Eine Ansiedlung des Archivs würde sich in das Bestreben einfügen, das rechtsrheinische Köln kulturell aufzuwerten. Allerdings ist hier Hochwasser nicht auszuschließen.

Gereonshof – Vedute mit Tiefgarage

Gegenüber dem Westportal von St. Gereon auf dem abgebrochenen Kreuzgang steht das zwischen 1893 und 1897 errichtete ehemalige Stadtarchiv. Es wurde bis 1971 als solches genutzt und dann in den Versicherungskonzern integriert. Das neogotische Gebäude könnte jetzt in seiner angestammten Funktion wieder belebt werden. In der Nachbarschaft liegen weitere Archive, etwa das des Erzbistums. Mittlerweile sind Kosten von 175 Millionen Euro veranschlagt. Laut ursprünglichem Vorhaben sollten die Archivräume unterirdisch angelegt werden – hier wird jetzt aber wohl im Rahmen der Umgestaltung des Gerling Konzerns eine Tiefgarage gebaut. Für diese Planvariante lagen die geschätzten Kosten bei 86 Millionen Euro. Die Lage hat viele Fürsprecher, unter anderem Archivleiterin Schmidt-Czaia und das Aktionsbündnis Stadtbaukultur. Die Stadt hingegen lehnt sie ab wegen der hohen Kostenschätzung.

Wenn von Schätzen die Rede sein kann, Raten wäre wohl das richtigere Wort.

[i]Ira Scheibe[/i]

Die Standortdiskussion

2 Kommentare

Ich bin zwar nicht aus Köln, finde aber das sich der Bund,Länder und Kommunen in Anbetracht der Tatsache das die Finanzlöcher im Haushaltetat immer grösser werden, darüber einig werden sollten die „preiswerte“ Lösung von 86 Mill. zu nehmen. Obwohl man bei 86 Mill. auch nicht gerade von Preiswert reden kann….
Am Eifelwall hätte man zumindest auch den Hochwasserschutz gespart, der ja auch ganz schön zu Buche schlägt.