Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Die Zukunft der Domplatte Teil III

Der Domhügel taucht wieder auf

Schritt für Schritt nähern sich Stadt und Dom der Lösung ihrer größten gemeinsamen Aufgabe; der Neugestaltung der Domumgebung. Mit der von Fritz Schaller 1968 sehr zeitgemäß geplanten Domplatte konnten viele – insbesondere verkehrstechnische – Probleme gelöst werden, doch so richtig glücklich ist niemand damit geworden. Zu viele Schmuddelecken, Nadelöhre, Restflächen und Angsträume gibt es bis heute, und das ausgerechnet am populärsten Ort Kölns zu Füßen einer Welterbestätte, die jedes Jahr von sechs Millionen Menschen besichtigt wird. Doch es sind nicht nur die Touristen, denen Stadt und Dom sich gerne besser präsentieren würden, sondern auch der Masse von Kölnern und Pendlern, die sich täglich durch den Engpass zwischen Hauptbahnhof und Dom schiebt.

Zwei Problemzonen sind in den letzten Jahren punktuell angegangen worden: 2005 baute die Stadt die neue großzügige Treppe vom Bahnhofsvorplatz auf die Domplatte nach einem Entwurf von Christian Schaller, 2009 wurde das Zugangsgebäude für den Südturm von Kaspar Kraemer eröffnet. Mit der Integration der öffentlichen Toiletten, dem Souveniershop und dem Abgang in die Domgarage in diesen schlicht-eleganten Komplex wurden hier gleich noch drei weitere lange aufgeschobene Aufgaben gelöst.

Für Sommer 2013 steht im ersten Bauabschnitt die Neugestaltung der östlichen Domumgebung zwischen Chor und Museum Ludwig auf dem Programm. Das Gestaltungskonzept ist aus dem Wettbewerbsentwurf von Allmann Sattler Wappner aus dem Jahr 2002 in zahlreichen Workshops und Werkstattgesprächen entwickelt worden. Inzwischen wurden die Urheberrechtsstreitigkeiten um die Treppe mit dem Büro Schaller konstruktiv behoben und Fördermittel in Höhe von 5 Mio. € aus dem „Investitionsprogramm Nationale UNESCO Welterbestätten“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gewährt. Bis Ende 2014 sollen die Arbeiten auf und unter der Domplatte abgeschlossen sein, die anschließende Umgestaltung des Tunnels ist für 2015 geplant. Derzeit geht die Stadt von Baukosten in Höhe von 19,5 Mio. € aus.

Mehr Licht und weniger Tunnel

Vor beginn der Brutzeit wurden auf dem Tunneldach zwischen dem Werkstattgebäude des Museum Ludwig, Domherrenfriedhof und Bahnhof zahlreiche Bäume gefällt und die bronzene Dionysos-Figur demontiert. An dieser Stelle, wo die Mängel der Domplatte besonders augenfällig, sind, werden im Sommer große Teile der Betonplatte abgerissen. Die dadurch entstehenden großen Öffnungen verringern die überdeckelte Fläche der unteren Ebene, so dass zu erwarten ist, dass sich die Aufenthaltsqualität dort, wie auch auf der Domplattenebene, erheblich verbessern wird.

Doch nicht nur mehr Tageslicht und weniger Tunnel sollen die untere Ebene auch für Fußgänger nicht nur möglich, sondern sogar attraktiv machen, im Gegensatz zu den 60er Jahren legt man bei der heutigen Planung mehr Wert auf breitere Fußwege und reduziert die Anzahl der Autofahrspuren von zwei auf jeweils eine pro Richtung. Dieser Fußweg wird entlang des überdeckelten Abschnitts der Straße „Am Domhof“ bis in den dann freiliegenden Bereich der Trankgasse mit Ausstellungsräumen für die Dombauhütte und das Römisch-Germanische-Museum und einer Medienwand des Museum Ludwigs bespielt werden.

Ein besonderes Anliegen im Rahmen dieser Planungen war es, das dort jahrzehntelang vernachlässigte Baptisterium mit dem mittelalterlichen Taufbecken dem Dionysos-Brunnen in einem adäquaten urbanen Kontext zu präsentieren.

Mehr zu sehen und weniger zu befürchten

Doch neben diesen großen Eingriffen werden auch viele kleinere Maßnahmen zur Attraktivität der östlichen Domumgebung beitragen: eine hellere und freundliche Beleuchtung in den Tunneln, Rückbau der grobschlächtigen Betoneinfassungen für Bäume und Sträucher, eine direkte Wegeführung statt der bisher verschachtelten Treppenläufe und nicht zuletzt die Ausbesserung der beschädigten Bodenbeläge. Im zweiten Bauabschnitt wird die nördliche Domumgebung umgestaltet werden. Hier sind unter anderem der Abriss der „Betonpilze“ und eine verbesserte und eindeutigere Wegeführung für Fußgänger geplant.

Begrüßenswert ist, dass die Gesamtmaßnahme die östliche Domumgebung durch die eindeutigere stadträumliche Organisation nicht nur an Attraktivität und Sicherheit gewinnt, sondern dass die ehemals topografisch herausgehobene Lage des Doms auf dem Domhügel, durch die Freilegung und Betonung des Domsockels wieder ablesbar wird.

Uta Winterhager

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Domebene

Rückbau der Domplatte zwischen Chor, Bahnhof und Museumswerkstätten.

Grafik: Allmann Sattler Wappner Architekten

Straßenebene

Die Kante des freigelegten Domsockels wird als Schaufensterfläche für die Museen und die Dombauhütte genutzt, Unterhaltung gegen das Alleinsein im Tunnel. Das Baptisterium und der Dionysosbrunen sind hier gut erreichbar und adäquat präsentiert.

Grafik: Allmann Sattler Wappner Architekten

Baptisterium vom ML

Blick vom Museum Ludwig zum Domherrenfriedhof. Mit dem Rückbau des Tunnels wird der Blick auf das Baptisterium auf der Straßenebene frei. Im Domsockel wird es einen angemessen gestalteten Vorraum erhalten. Die Dionysos-Figur von Karl Burgeff soll den den Eingang markieren.

Illustration: Allmann Sattler Wappner Architekten

Tunnel von Trankgasse

Blick von der Trankgasse Richtung Museum Ludwig

Statt vier Fahrbahnen wird der verkürzte Tunnel in Zukunft nur noch zwei haben, dafür werden die Fußwege wesentlich breiter. Die Treppen sind übersichtlich angeordnet und führen auf direktem Weg ans Ziel. Die Schaufenster im Domsockel werden von den Museen und der Dombauhütte bespielt.

Illustration: Allmann Sattler Wappner Architekten

Domumgebung Übersicht

Die Bauabschnitte im Überblick: Nach der östlichen Domumgebung wird es im Norden weiter gehen, danach ist die Südseite dran.

Grafik: Allmann Sattler Wappner Architekten