Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Neue Ideen für den Kölner „Tempelbezirk“

13 Büros formulieren erste Vorschläge für die Südkante der Domplatte

Bilder von einer besseren Welt: es war eine Freude, von Stand zu Stand zu wandern und sich anzuschauen, wie die Domumgebung dereinst mal aussehen könnte, als letzte Woche ein erster öffentlicher Einblick in das Werkstattverfahren gegeben wurde. Durch den geplanten Abriß des Kurienhauses ergeben sich Chancen für eine Neuorganisierung des Bereichs zwischen dem Römisch-Germanischen Museum (RGM) und der Straße Am Hof. Auch das Kölnische Stadtmuseum könnte hier einen neuen Standort erhalten.

Staab perspektive
Schön aufgeräumt: Staab Architekten aus Berlin setzen einen durchgehenden Riegel für eine „Museums-WG“ auf die Südkante. Eine schmale Pforte am Ende der via culturalis inszeniert den Eintritt in den „Tempelbezirk.“ Abbildung: Staab Architekten

 

Ist eine gemeinsame Bauaufgabe, die auch eine Sanierung und Erweiterung des RGM und neue Flächen für die Hohe Domkirche zu Köln einschließen würde, überhaupt planerisch machbar? Um erste Szenarien zu entwerfen, wurden dreizehn Kölner und internationale Büros, die im Zusammenhang mit Museumsprojekten aufgefallen sind, eingeladen, und alle kamen.

Christian Schaller legt historische Schichten frei und will die römische Straße auf ihrem ursprünglichen Niveau zum Hafentor unterhalb des Kurt-Hackenberg-Platzes führen. Abbildung: Schaller Theodor Architekten. Grafik: Schaller Theodor Architekten (Köln)

 

Drei Grundfragen stellen sich: Wie wird aus dem Kurt-Hackenberg-Platz aus einer Rückseite eine Vorderseite? Wie geht man um mit der „Römerstrasse“ zwischen RGM und Parkplatz/Verwaltung? Und schließlich die entscheidende: Wie viel und was für eine Kubatur verträgt oder verlangt die südliche Breite? Oder anders ausgedrückt: Wo also erstreckt sich eigentlich in Zukunft der Platz?

Minimalistische Lösung von Christian Kerez aus Zürich: nur ein Eingangsgebäude ragt auf dem Platz empor. Abbildung: Christian Kerez Architekten

 

Der minimalistischste Vorschlag für den Roncalliplatz kommt von Christian Kerez: nur der Eingangsbereich zum neuen Baukomplex ragt monolithisch empor, zur Straße Am Hof entsteht sogar ein freier Sockel. Caruso St. John belassen die heutigen Grundstücksgrenzen. Allmann Sattler Wappner beziehen das gesamte RGM mit ein, bauen das Obergeschoß um und legen die Bereiche von Museen und Kurie höhensegmentiert an.

Peter Kulka denkt über einen gläsernen Pavillon an der Platzsüdseite nach. Man würde die via culturalis über die Straße Am Hof hinweg auf den Platz zu führen, wo sich die „geheimnisvolle Ansicht des Domes“ öffnet. Abbildung: Peter Kulka Architektur (Köln)

 

Carmody Modellfoto
Vorschlag aus London von Carmody Groake Architects: ein gläserner Pavillon als gemeinsames Foyer für die Museen; Abbildung: Carmody Groake Architects

 

Die anderen Vorschläge für die Südkante erproben, wie weit das Volumen seitlich auf den Platz vorrücken und ob ein freigestellter Baukörper etwa an der Stelle der heutigen Grünanlage eine Eingangssituation zur via culturalis bilden kann. Staab Architekten aus Berlin schließlich wagen am meisten und setzen einen langen, durchgehenden Riegel auf die Südkante.

Nach dieser ersten Sichtung der Entwürfe setzen Roters und Höing mit einem klaren Ja auf die Weiterverfolgung des Projektes. Im Dezember werden die Arbeiten fertig eingereicht. Aus diesen Ergebnissen könne man dann, so Höing, die Rahmenbedingungen für das Realisierungsverfahren festlegen, das idealerweise vor der Sommerpause nächsten Jahres starten soll.

 

Ira Scheibe

 

weitere Beiträge des Workshopverfahrens:

 

 

Baumassenstudie_merck
Gasse mit Rathausblick. Baumassenstudie Meck Architekten, München
Gebaeudevolumen
Großes Volumen ohne Römisch-Germanisches Museum. Grafik: Allmann, Sattler, Wappner, München
Lageplan
Ein achteckiger Turm in der Sichtachse zum Rathaus. Böhm Architektur (köln)
Modellfoto_schilling
Die Achse bleibt offen. Schilling Architekten (Köln)
Perspektive
Fortführung der Raumkante mit einem Solitär auf quadratischen Grundriss. In der Lücke liegt der Einstig zur „Via Culturalis“ Kaspar Kraemer Architekten, (Köln)

 

Teilnehmende Büros:

Allmann Sattler Wappner Architekten

Carmody Groake Architects

Caruso St. John Architects

Christian Kerez Architekten

Peter Böhm Architekten

Kaspar Kraemer Architekten

Peter Kulka Architektur

Lederer Ragnarsdóttir Oei

Meck Architekten

Schaller Theodor Architekten

Schilling Architekten

Staab Architekten

Van den Valentyn Architektur