Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Teekessel, Reformkleid und Krematorium

„Peter Behrens und die Vielfalt der Gestaltung“ in Düsseldorf

Anlässlich des 75. Todestags von Peter Behrens (1868-1940) und zu Ehren ihres Namensgebers veranstaltet die Peter Behrens School of Architecture PBSA (Kurator: Prof. Dr. Thorsten Scheer) vom 28.02. -28.03.2015 im Düsseldorfer NRW-Forum die Ausstellung „Peter Behrens und die Vielfalt der Gestaltung“.

Nicht von ungefähr findet die Ausstellung in Düsseldorf statt, war der in Hamburg geborene und in Berlin verstorbene Peter Behrens doch nicht nur Namenspate der ansässigen Fachhochschule sondern auch als Direktor der Kunstgewerbeschule (1903–1907) für deren Blütezeit verantwortlich und als Lehrender (1921) an der Kunstakademie in der Stadt Düsseldorf tätig. Mit dem Mannesmannhaus am Rhein, auch einfach „Behrensbau“ genannt, schuf er dort zudem eines der modernsten Verwaltungsgebäude seiner Zeit.

Aber auch in Köln hinterließ Behrens als Mitglied des Vorstandes der Kölner Werkbundausstellung 1914, für die er u. a. ein Plakat entwarf, seine Spuren. Zeitgleich wurde nach seinem Entwurf das Geschäftshaus „Unter Sachsenhausen 37“ errichtet, das heute von der Hypovereinsbank genutzt wird.

 

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Peter Behrens: Elektrische Tee und Wasserkessel AEG 1909 Foto: Bildarchiv Marburg

 

Ausstellung über den Gestalter Peter Behrens

Die Ausstellung im Obergeschoss des NRW-Forums im Ehrenhof in Düsseldorf ist mit zwei Räumen recht überschaubar gehalten. Die Wände der Ausstellung und Podeste der Exponate sind durchgehend mit schwarzen Holzfaserplatten ausgekleidet, von denen sich die weißen Texte an den Wänden und die ausgeleuchteten hellen Holzmodelle und Ausstellungsstücke sichtbar abheben. Ganz im Sinne von Behrens nimmt man die Ausstellung so als ästhetisches Gesamtkunstwerk wahr.

Im Eingangsbereich der Ausstellung erwarten den Besucher allgemeine Informationen zur Biografie von Peter Behrens und seiner Zeit in Düsseldorf. Dann betritt man entgegen dem Uhrzeigersinn über einen kleinen Rundgang den ersten Raum der Ausstellung, wobei man durch die chronologische Anordnung seiner wichtigsten Bauwerke einen guten Überblick über die Entwicklung und die verschiedenen Phasen des Werks von Peter Behrens erhält. Neben den begleitenden Texten und Zitaten und zahlreichen historischen Fotografien an den Wänden sind die eigens für die Ausstellung angefertigten zwölf detailgetreuen Holzmodelle hervorzuheben, die die gezeigten Bauwerke plastisch darstellen und erfahrbar machen. Im zweiten Raum wird die chronologische Anordnung mit seinen späteren Berliner Werken bis Ende der 1930er Jahre fortgeführt.

 

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Peter Behrens: AEG Turbinenfabrik, haupt- und flache Nebenhalle 1908-09. Foto: Bildarchiv Marburg

 

Den verschiedenen Schaffensphasen zugeordnet, kann man zudem mehrere von Behrens gestaltete Gebrauchsgegenstände wie Besteck, Gläser, Teekessel, einen Heizlüfter oder auch den Entwurf eines „Reformkleids“ begutachten und erhält so einen Eindruck über seine vielfältigen außerhalb der Architektur übernommenen Gestaltungsaufgaben.

Im Großen und Ganzen ist es eine kleine, aber feine Ausstellung, die dabei hilft, den vielseitigen Gestalter Peter Behrens greifbarer zu machen und die Entwicklung seines Schaffens am Übergang zwischen Tradition und Moderne im frühen 20. Jahrhundert nachzuvollziehen.

Abschließend möchte ich noch auf den im Vorbereich der Ausstellung gezeigten sehenswerten 30-minütigen Dokumentarfilm „Peter Behrens – vom Skizzenblock zum Alexanderplatz“ hinweisen und dem Besucher ans Herz legen.

 

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Peter Behrens: Krematorium Hagen 1906-08. Foto: Bildarchiv Marburg

 

Maler, Grafiker, (Industrie-)Designer, Architekt

Ursprünglich war Peter Behrens „gelernter“ Künstler und arbeitete nach seinem Studium an mehreren Kunstakademien ab 1891 als Maler und Grafiker in München. In dieser Zeit fertigte er Illustrationen, Holzschnitte, Bucheinbände und kunsthandwerkliche Objekte an, die in Ihrer Ornamentik und Formgebung vom Jugendstil beeinflusst waren.

Mit der Architektur kam Behrens erst ab 1899 nach seiner Berufung an die Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Berührung. Als Autodidakt schuf er hier 1901 sein architektonisches Erstlingswerk, das bis ins Detail von ihm entworfene Haus Behrens.

Danach war er in Hagen im Auftrag von Karl Ernst Osthaus, dem Kunstsammler und Gründer des Folkwang-Museums, bei mehreren Bauprojekten beteiligt. Seine wichtigsten Bauten in NRW sind das Krematorium in Hagen (1907/08), das Mannesmannhaus in Düsseldorf (1911/12) und das Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen (1921-25).

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Holzmodell Haus Behrens 1901. Foto: Ralf-Roeder

 

Ab 1907 war Peter Behrens als künstlerischer Berater für den AEG-Konzern in Berlin tätig, für den er umfassende Gestaltungsaufgaben übernahm und neben dem Entwurf zahlreicher Haushaltsgeräte mit der AEG Turbinenhalle (1908/09) einen wegweisenden Bau des modernen Industriebaus schuf. In Berlin gründete er in dieser Zeit auch ein Büro für Architektur und Design, in dem vor dem ersten Weltkrieg u. a. die später weltbekannten Architekten Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier arbeiteten.

Peter Behrens war Mitbegründer des Deutschen Werkbundes in München (1907). Nach dem Ersten Weltkrieg ging er neben seinen Architekturprojekten und gestalterischen Arbeiten für mehrere Firmen verschiedenen Lehrtätigkeiten in Düsseldorf, Wien und Berlin nach, wo er am 27. Februar 1940 im Alter von 71 Jahren starb.

 

Ralf Roeder

 

 

„Peter Behrens und die Vielfalt der Gestaltung“

NRW-Forum, Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf.

 

Ausstellungsdauer: 28.02. -28.03.2015

 

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 20.00 Uhr

Freitag 11.00 bis 22.00 Uhr

 

 

Vortragsreihe

05. März 2015, 18 Uhr
Prof. Dr. Hans-Georg Pfeifer
Peter Behrens — eine kunstgeschichtliche Betrachtung

12. März 2015, 18 Uhr
Dr. Armin Chodzinski
Das Dazwischen gibt es nicht — die Perspektive Behrens’ von 1907-1914

19. März 2015, 18 Uhr
Prof. Dr. Thorsten Scheer
Stilfragen!? Zur Theoriefähigkeit der Architektur Peter Behrens’ nach 1918

26. März 2015, 18 Uhr
Dr. Carsten Krohn
Das Atelier von Peter Behrens in Neubabelsberg

 

Kuratorenführungen:
Sonntag, 15. März 2015, 16 Uhr; Dienstag, 17. März 2015, 18 Uhr; Sonntag, 22. März 2015, 16 Uhr; Donnerstag, 26. März 2015, 16.30 Uhr