Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Benvenuto Cellini lässt man nicht warten

Ein Baustellenrundgang durch Oper und Schauspielhaus

Noch gut sechs Monate haben alle Beteiligten Zeit, bis Hector Berlioz’ Oper über den Renaissance Bildhauer Benvenuto Cellini am 7. November 2015 aufgeführt und damit der sanierte Riphahn-Bau am Offenbachplatz wiedereröffnet werden kann. Mit der Oper werden dann auch die Kinderoper und die zweite Schauspiel-Stätte ihren neuen Standort bezogen haben. Die Bauarbeiten am Baukörper und den Fassaden sind so gut wie abgeschlossen. Die nächsten Meilensteine aus planerischer Sicht liegen im Innern. Hier wird mit Hochdruck an Haus- und Bühnentechnik gearbeitet. Noch verbirgt eine dichte Bretterwand das Gebäudeensemble, doch hin und wieder öffnet sich das Tor. Bei einer gemeinsam von BDA Köln und HPP Architekten organisierten Führung durch die derzeit spektakulärste Baustelle Kölns, hatten wir die Gelegenheit dabei zu sein.

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Foto: Christian Wendling

 

Zwischen dem Zuschauerraum und der Bühne des Opernhauses wurde der neue Eiserne Vorhang bereits montiert. Ebenfalls komplett erneuert wurde die Rabitzdecke über dem Zuschauerraum. Die Unterkonstruktion für die charakteristischen Dreiecksleuchten ist deutlich zu erkennen. Nur ahnen lassen sich dagegen die Köpfe der Sprinkleranlage, sie sind notwendig um den Raum brandschutztechnisch auf den aktuellen Stand zu bringen.

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Foto: Barbara Schlei

 

Hinter der  Bühne wird die hochkomplizierte Bühnentechnik besonders deutlich. Die Möglichkeit einer bis auf 45° neigbaren Bühnenkonstruktion war von Riphahn zwar schon angedacht, wird mit der Sanierung aber erst jetzt verwirklicht.

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Foto: Barbara Schlei

 

Gänzlich unberührt, als könnten ihnen die ganzen Bauarbeiten nichts anhaben, ragen die versetzt angeordneten, schubladenförmigen Logen in den Zuschauerraum.

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Foto: Christian Wendling

 

Restauriert und poliert kehren auch die hölzernen Wandpaneelen in den Zuschauerraum zurück.

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Foto: Christian Wendling

 

Üblicherweise verschwindet all das unterirdisch, was man nicht sehen soll. Im Falle der neuen Kinderoper führt der Gang in den Keller aber zur Illussion einer heileren, schöneren Welt und damit zum neuen und verborgenen „Schatzkästlein“ des sanierten Riphahn-Baus. Wie ein Netz zieht sich das grafische Muster über die Betonhaut, wo erste Testfelder zukünftigen goldenen Glanz erahnen lassen.

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Foto: Christian Wendling

 

Imposant und ganz und gar nicht wie ein Kellerabgang mutet die Treppenkonstruktion an. Das Foto zeigt die Untersicht des Treppenhauses, das zur Kinderoper nach unten führt. Wie eine Doppelhelix führen zwei geometrisch identische Treppenläufe zu dem frei in den Raum gestellten halbrunden Saal.

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Foto: Barbara Schlei

 

Auch das obere Foyer war bis auf den Rohbau zurückgebaut. Riphahn hatte die Oper weitgehend ohne Ornament geplant, verzichtete aber keineswegs auf die Inszenierung durch Licht und Farbe. Die Oper war nicht weiß, dieser Eindruck ist den Renovierungsmaßnahmen der 1980er Jahre geschuldet, sie war farbig gefasst und wird nun Stück für Stück in den Originalzustand zurückgeführt. Die Wandflächen zwischen den der Stadt zugewandten Fenstern werden z.B. schwarz gestrichen.

 

 

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Foto: Christian Wendling

 

Die ehemaligen Opernterrassen und jetzt das „Neue Haus“ der Schauspielhausspielstätte, haben eine neue Glasfassade erhalten. Die Scheiben sind ohne Querteilung 7,83 m hoch und wiegen mehr als 1,5 Tonnen pro Stück.

Auf dem kleinen Offenbachplatz wird an der Überdeckung der unterirdischen Kinderoper gearbeitet. Eine Lastverteilerplatte wird aufgebracht, denn hier hat man von der Philharmonie gelernt, die Platte soll Störungen, verursacht durch den Trittschall der Fußgänger, fern halten.

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Foto: Barbara Schlei

 

Fertig gestellt ist bereits die Frontfassade Richtung Offenbachplatz. Mit einem aufwendigen Verfahren wurden die Natursteinplatten aus Nagelfluh einzeln entfernt, die Wand gedämmt, die Platten wieder angebracht und das Bohrloch mit Bohrstaub verfüllt.

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Foto: Christian Wendling

 

Hier, an der Krebsgasse sieht es schon gar nicht mehr nach Baustelle aus. Allerdings verschwindet mit der neugestalteten Stahlfassade leider auch die plastische Ausbildung der Bühnentürme.

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Foto: Christian Wendling

 

Südturm: Die roten Balkongeländer sind montiert, die Farbe der Stahlstäbe korespondiert mit dem Farbton der Backsteinwand.

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Foto: Christian Wendling

 

Auch im Schauspielhaus laufen die Ausbauarbeiten auf Hochtour. Je nach Anforderung kann der Zuschauerraum allein durch geschickte Lichtführung für 450 oder 750 Sitzplätze bespielt werden. Auch die Akustik hat eine Renovierung erfahren. Eine Verbesserung wird hier im Wesentlichen durch eine Verringerung des Raumvolumens und die Veränderung der Brechnungswinkel der prismatischen Seitenwandelemente erreicht.

 

Bis zur geplanten Premiere im November scheint noch unglaublich viel Arbeit zu bewältigen zu sein. Ein Terminrisiko liegt in der besonders komplexen Aufgabe, denn hier kommt wirklich alles zusammenkommt: Bauen im Bestand, Ansprüche des Denkmalschutzes, ausgeprägte akustische Anforderungen und besondere Brandschutzbestimmungen. So ist der 7. November ein ehrgeiziges Ziel, das zu erreichen wir allen Beteiligten wünschen.

 

Barbara Schlei

 

 

Gemeinsam mit HPP Architekten bietet der BDA Köln noch eine weitere Baustellenführung an:

22.06.2015 | 17.00 -19.00 Uhr Führung mit Remigiusz Ortzonsek, HPP Architekten

Ein Anmeldung ist erforderlich an: info@bda-koeln.de

Unkostenbeitrag: 10 €, Für BDA-Mitglieder ist die Führung kostenfrei.