Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Die Heimstrecke

30 Kilometer RegioGrün in den Beinen

Gefühlte trillionenmal ist die Bonner Hälfte der koelnarchitektur-Redaktion die Strecke Bonn – Köln und wieder zurück schon gefahren. Mit dem Auto und mit dem Zug. Aber noch nie mit dem Fahrrad. Doch das Vakuum zwischen den beiden Städten taucht zunehmend häufiger in einem baukulturellen Kontext auf, da unter anderem auch einige hier zu findende Regionale2010-Projekte nun abgeschlossen sind und eine stärkere Vernetzung der Regionalen Grünzüge rund um Köln in der Planung ist. Mit dem Rheinboulevard Mülheim wurde nun auch die letzte Lücke im Europaradweg von Basel nach Rotterdam geschlossen, was mich nun letztendlich gelockt hat, wenigstens den rund 30 Kilometer langen Abschnitt von Bonn nach Köln einmal selbst zu radeln.

 

Ein kleines Kranhaus: „Die Rheinlogen“ (Regina Stottrop /Nebel Pössl Architekten, Köln) haben in Bonn zu heftigen Diskussionen geführt. Zu hoch, zu massiv, die Porportionen misslungen … nun ja – die Stadtsilhouette hat wohl nicht so gelitten, wie befürchtet. Foto © Uta Winterhager

 

 

Als wir uns an Himmelfahrt in Bonn auf den Weg machen, müssen wir schnell feststellen, dass wir vier weder die einzigen, noch die ersten sind, die die Idee haben, mit dem Rad nach Köln zu fahren. Wir stoßen am Brassertufer zwischen dem Alten Zoll und der Oper auf den Radweg entlang des Rheins, werfen noch schnell einen Blick auf das kleine Bonner Kranhaus und planen die Strecke bis zu den großen Kranhäusern im Kölner Rheinauhafen.

 

 

Schnell noch ein Blick zurück auf das Herseler Werthchen, in dem auch ein kleiner Hafen versteckt ist. Foto © Uta Winterhager

 

Bonn ist nicht groß und schon bald haben wir die Stadt hinter uns gelassen. In Hersel entscheiden wir uns für die linksrheinische Strecke – eigentlich nur, weil die Fähre grade auf der Mondorfer Seite lag und wir keine Lust haben, zu warten. Hier stoßen wir auf das Grüne C, ein Regionale-Projekt, dessen Landmarken-Betonelemente auch hier irgendwie seltsam fremd in der Landschaft herumstehen. Nach Hersel wird die Strecke sehr grün, da baumbestanden und bei den Kindern setzt nach ein paar weiteren Kilometern Grünstrecke ein wenig Langeweile ein.

 

 

Wesseling hat also, worauf Köln noch ein paar Monate warten muss: Eine Ufertreppe zum Draufsitzen. Foto © Uta Winterhager

 

 

Trink- und Kekspause dann in Wesseling. So hatte ich mir Wesseling nie vorgestellt, denn das, was davon entlang der Autobahn zu sehen ist, ergibt ein ganz anderes Bild. Hier ist es ein grüner freundlicher Ort, der Uferbereich ist neu gestaltet, es gibt klassische Elemente wie die doppelreihige Platanenallee, die alle Rheinufer kennzeichnet, schön gepflasterte Boulevards und etwas, worauf Köln schon lange wartet: eine Uferteppe. Auf dieser hier kann man schon sitzen und auf den Rhein schauen – allerdings ohne Domblick!

 

Und Wesseling hat würfelförmige Bäume. Darauf warten wir in Köln nicht. Foto © Uta Winterhager

 

 

Ein paar hundert Meter weiter erfreuen würfelförmige Bäume mit quadratischen Schatten das Architektenherz. Und dann geht es ganz schnell.

 

Szenenwechsel – aber immer noch Wesseling. Doch auch hier reißt der Radweg nicht ab. Foto © Uta Winterhager

 

Nach all dem Schönen und Neuen franst der Dorfrand aus und der Radweg führt uns mitten durch das Industriegebiet. Ein wenig unheimlich ist das schon, aber – wie schon erwähnt – wir sind nicht die einzigen Radler zwischen Köln und Bonn. Doch die Industriekulisse ist so spannend, dass auch die Kinder wieder wach werden.

 

Nach dem vielen Grün und der Industrie gibt es in Rodenkirchen wieder Architektur: Das Hochwasserpumpwerk. Foto © Uta Winterhager

 

 

Wunderschön und wieder ganz anders ist der Auenwald zwischen Sürth und Rodenkirchen. Elegante Vögel auf stelzendünnen Beinen schauen uns hinterher, während die Schwäne fauchend ihre Brut verteidigen. Als es in Rodenkirchen langsam städtisch wird, kommt auch wieder Architektur in Sicht: das HWRod, das Hochwasserpumpwerk Rodenkirchen und die Wohnbebauung an der Uferstraße. Unser Plan bis zu den Kölner Kranhäusern zu fahren, scheitert aber schließlich nicht an uns, sondern am Gegenverkehr, der am Himmelfahrtstag so stark ist, dass wir beschließen, die Tour in Rodenkirchen bei Currywurst und Pommes zu beenden. Schließlich haben wir hier die Kölner Kranhäuser als unser Ziel ja schon im Blick.

Zurück geht es dann mit der Straßenbahn – schwarz allerdings, weil wir nicht genügend Münzen haben, um für vier Leute und ihre Fahrräder Fahrkarten am Automaten zu kaufen … daran sollte man also besser denken, wenn man auch diese Fahrt entspannt genießen möchte.

Wie schön und vielfältig das Köln-Bonner Zwischenland ist, hat mich erfreut und überrascht und es hat Spaß gemacht, das RegioGrün einmal nicht nur auf dem Papier zu sehen, sondern vor Ort.

 

Mit den Kölner Kranhäusern im Blick endet die Tour in Rodenkirchen bei Pommes und Currywurst. Foto © Uta Winterhager

 

 

Eine große Vorbereitung braucht diese in etwas 2,5 Stunden zu schaffende Tour nicht. Sowohl rechts- als auch linksrheinisch kann man sich praktisch nicht verfahren, denn es geht immer am Wasser entlang. Dort, wo die Industrie das Ufer besetzt, ist die Umleitung aber so deutlich gekennzeichnet, dass man kein Kartenmaterial braucht. Die Strecke ist eben, gut ausgebaut und mit zahlreichen Einkehr- und Rastmöglichkeiten auch kein Gewaltakt. Für alle, die mit Kindern oder ohne Flickzeug unterwegs sind, ist es vielleicht eine Beruhigung zu wissen, dass linksrheinisch die Straßenbahn Linie 16 nie wirklich weit entfernt ist, so dass man im Ernstfall auch mit dem Rad in die Bahn steigen könnte. Körperlich anstrengend ist das Fahrradfahren auf dieser Strecke nicht – man muss sich jedoch bei höherem Verkehrsaufkommen auf den Radwegen konzentrieren, was Kinderköpfe möglicherweise eher ermüden lässt als Kinderbeine.

 

Uta Winterhager

 

 

Hier ist die linksrheinische Strecke mit Karten noch einmal ausführlich beschrieben.

Hier gibt es noch eine Streckenbeschreibung für eine Tour vom Kölner Volksgarten zum Bonner Hofgarten – allerdings fürht diese über die Dörfer und nicht am Rhein entlang.