Die erste gute Nachricht ist, dass am 26. November fünf ausgereifte Planungen zur Entwicklung der Parkstadt Süd präsentiert wurden. Die zweite gute Nachricht lautet, dass eine eindeutige und öffentlich begleitete Entscheidung nach einem vorbildlichen Planungsprozess gefällt wurde. Und schließlich kann mit Freude festgestellt werden, dass diese Entscheidung sogar zugunsten eines großzügigen öffentlichen Freiraumes gefällt wurde. Für Franz-Josef Höing eine historische Chance für ein wichtiges Stadtentwicklungsprojekt in Köln, das mit der ersten Grüngürtelplanung in den 1920er Jahren begonnen hatte und nun im Rahmen der Parkstadt Süd vollendet werden könnte.
ESIE und die Parkstadt Süd
Dabei war diese Möglichkeit für einen Park am Bahndamm im Planungsverfahren nicht vorgesehen. Denn der ESIE-Plan der Stadt Köln sieht ursprünglich eine andere Form für den Park vor. Im Jahr 2014 hatte der Rat dieses „Entwicklungskonzept für die südliche Innenstadt-Entwicklung“ auf der Grundlage des Masterplanes bereits verabschiedet. Im kooperativen Verfahren zur Parkstadt Süd, welches in diesem Jahr unter der Beteiligung vieler Planer, der Stadt, einem fachlichen Beirat sowie der Öffentlichkeit durchgeführt wurde, galt der ESIE-Plan als eine bindende Grundlage für die Entwürfe. Hier liegt der Park zwischen einer nördlichen Bebauung entlang des Bahndammes und einem neuen Stadtquartier im Süden. Vielleicht ein Wehrmutstropfen für die vier Planerteams, die sich an diese Vorgaben gehalten und daran abgearbeitet haben, um damit im Wettbewerb dennoch zu verlieren. Aber vielleicht ist das auch der Vorteil eines solch umfangreichen Verfahrens, ein bestehendes Entwicklungskonzept nochmals auf seine Tauglichkeit in der Planung hin zu überprüfen und damit auch notfalls preiszugeben.
Die alternative Möglichkeit, den Park an seiner nördlichen Grenze bis zur Bahntrasse heran zu führen, hatte das Planungsteam um RMP Stephan Lenzen, Bonn mit Ortner & Ortner Baukunst, Köln und BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung, Dr. Reinhold Baier GmbH, Aachen und Björnsen Beratende Ingenieure, Koblenz verfolgt und konnte damit den Beirat eindeutig überzeugen. Auf diese Weise erhält der Park eine durchgängige und großzügige Breite und kann die zahlreichen Verkehrsachsen, die ihn durchschneiden, schlüssig überbrücken und die fragmentierten Flächen zu einer Einheit zusammenführen. Um dennoch die geforderten Wohnungen wie auch in den anderen Entwürfen unterbringen zu können, muss das angrenzende Quartier rund um den jetzigen Großmarkt natürlich sehr dicht bebaut werden. Aber dass eine solche Verdichtung auch mit guter Wohnqualität möglich ist, kann an zahlreichen Stadtvierteln beobachtet werden. Das Gewinnerteam hat sich intensiv mit der Geschichte des Grüngürtels und der Stadtentwicklung in Köln auseinandergesetzt. Mit der dynamischen Rayonform wird die preußische Festungsgeschichte für den zukünftigen Grüngürtel neu interpretiert: es entsteht eine Folge differenzierter Aufweitungen, die sich bis zum Rheinufer aufreihen. Wird diese Planung in den kommenden Jahrzehnten realisiert, kann die Stadt Köln auf „eine historische Entscheidung“ zurückblicken, wie der Bauderzernent Franz Josef Höing in der Veranstaltung im Stollwerck am Donnerstag erinnerte.
Was wird aus den bestehenden Gebäuden und Stadtstrukturen?
Auch wenn es einen eindeutig favorisierten Entwurf gab, kann er noch von den anderen Arbeiten lernen, bevor weiter geplant wird. Denn auch die anderen Teams haben intelligente und wichtige Grundlagen für die neue Parkstadt Süd entwickelt, die nicht verloren gehen sollten.
Das Team um das holländische Büro KCAP, Rotterdam/NL mit Atelier Dreiseitl, Überlingen und office03 Waldmann & Jungblut PartGmbB i. G., Köln hat den Entwicklungsprozess der Parkstadt in den Vordergrund gestellt und mit ihrem „Kick Off“ Park, der schon vom ersten Tag der Realisierung an einen temporären Weg und damit einen wachsenden Park vorsieht, einen wichtigen Aspekt eingeführt und im Planungsprozess weiter verfolgt. Auf diese Weise könnte der Park langsam wachsen, als grüne Oase ebenso wie als Fuß- und Radweg oder als Aufenthalts- und Möglichkeitsraum für alle Kölner. Ebenso wie einige andere Büros haben sie spannende Typologien aus den Bestandsgebäuden entwickelt und lassen ein schrittweises Planen und Handeln mit dem Bestand offen.
Die Planergruppe AS&P, Albert Speer und Partner GmbH, Frankfurt am Main mit KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH, Duisburg sieht vor, den Park in die Mitte zu nehmen, um sehr hochwertige Wohnformen entlang der Parkkante zu generieren, die alle vom Park profitieren.
Die Planer von West 8 Urban Design & Landscape Architecture, Rotterdam/NL untersuchen die Beziehungen zu den angrenzenden Stadtteilen und Verkehrsachsen und binden die neu geplanten Bebauungsstrukturen typologisch an die jeweiligen Quartiere an.
Das Team ASTOC Architects and Planners, Köln in Zusammenarbeit mit GROSS.MAX., Edinburgh und ARGUS Stadt- und Verkehrsplanung, Hamburg gibt ganz bewusst jedem Parkabschnitt einen eigenen, quartiersbezogenen Charakter, den es im Dialog mit der bestehenden Nachbarschaft zu entwickeln gilt. Seine These „Jeder angrenzende Stadtteil leistet seinen Beitrag und profitiert vom neuen Park“ ist sicherlich für jeden Entwurf an diesem Ort ein wichtiger Eckpfeiler, um den neuen Park mit den bestehenden Strukturen auch wirklich zu verknüpfen.
Wie es mit der Planung weitergeht
Bis die Vögel im Park zwitschern und wir alle auf der Parkbank sitzen, wie der Moderator Klaus Overmeyer es an diesem Abend für das Publikum schon einmal zur Auflockerung inszenierte, wird es wohl noch lange dauern. Der Beirat hat sich zunächst eindeutig für den Entwurf von RMP Stephan Lenzen und Ortner+Ortner ausgesprochen. Das Team soll mit der Erstellung eines integrierten Planes beauftragt werden. Eine ämterübergreifende Steuergruppe der Stadt Köln wird die Entwicklung dieses Rahmenplanes fachlich begleiten. Gleichzeitig soll die Öffentlichkeit über eine Informationsplattform weiterhin in den Prozess einbezogen werden. Denn die Kölner Bürger verfolgen das gesamte Verfahren mit großem Interesse, zahlreichen Impulsen und durchaus kritischen Stimmen. Bis es aber weitergeht mit der Planung, muss die Empfehlung des Beirates zunächst in einer ersten Beschlussvorlage für den Stadtentwicklungsausschuss zu Beginn des neuen Jahres vorgelegt und dann auch dort verabschiedet werden. Das soll möglichst schnell gehen, damit der Beschluss noch im ersten Quartal des neuen Jahres gefasst werden kann. Insgesamt ist das nur der Anfang dieses großen Städtebauprojektes, wie der Baudezernent Franz Josef Höing noch einmal betonte. Die Vorfreude auf den Grüngürtel aber wächst schon.
Ragnhild Klußmann
Die Entwürfe sind in folgenden Ausstellungen zu sehen:
30.11.2015-18.12.2015 Stadthaus Deutz, Magistrale
04.01.2016-29.01.2016 im Spanischen Bau des Rathauses.
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Talenträume und Problemstellen
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