Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Das schönste Buch 2016

Über den Abend, an dem das Kölner Brückengrün zum Büchergrün ernannt wurde

Schon im Mai waren wir ganz außer uns vor Freude, als die Stiftung Buchkunst unseren Architekturführer in den erlesenen Kreis der „25 schönsten Bücher Deutschlands“ aufgenommen hatte. Als wir drei Herausgeber nun am Donnerstagabend zur Preisverleihung nach Frankfurt gereist sind, ahnten wir noch nichts, freuten uns sehr über den freundlichen Empfang im Frankfurter Museum Angewandte Kunst und wunderten uns ein wenig, dass uns dort jeder zu kennen schien. Aber das führten wir darauf zurück, dass wir vorab eine rege Emailkorrespondenz mit den Mitarbeiterinnen der Stiftung gehabt hatten.

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Andreas Platthaus demonstriert den Gebrauch des Buches während seiner Laudatio. Foto © Christoph Boekheler, Frankfurt am Main

 

Nachdem Katharina Hesse, Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, alle 25 ausgezeichneten Bücher vorgestellt, und ihren Gestaltern/Autoren/Lektoren die Urkunde überreicht hatte, setzte der Literaturchef der FAZ Andreas Platthaus zu einer beachtenswerten und inzwischen viel zitierten Laudatio auf die immer noch geheimen Preisträger an. Und er sprach über Grün:

„… wir kennen Grasgrün und Smaragdgrün, Lindgrün und Seladongrün, Minzgrün und Olivgrün, Giftgrün und Frühlingsgrün, Pastellgrün und Knallgrün, Resedagrün und Sächsischgrün, Froschgrün und Quietschgrün, Hellgrün, Dunkelgrün und Suppengrün.“

Dann erst fiel das Stichwort „Kölner Brückengrün“ und auch wir haben endlich verstanden, dass unser kleiner, brückengrüner Architekturführer das „schönste deutsche Buch des Jahres 2016“ ist.

»Mit dem ›Architekturführer Köln‹ erlebt man sein grünes Wunder: Dem Anschein nach ein Taschenbuch, erweist sich der Band als erstklassig gestalteter Bildband, in dem die klassische Schwarzweißfotografie ein Bündnis mit der nicht minder strengen Typografie eingeht. Doch aufs Leichteste belebt und bewegt wird das Erscheinungsbild durch die grüne Zusatzfarbe, die vom Umschlag ins Innere wandert und dazu eine kleine Kölner Kulturgeschichte erzählt. Womit große Wirkung erzielt wird. So ist das ganze Buch ein dialektisches Spiel zwischen Schein und Sein, klein und groß, karg und reich. Und immer geht es zugunsten des Letzteren aus: Der ›Architekturführer Köln‹ ist ein grundlegendes Werk seines Genres, ein großes Meisterwerk der Gestaltung und somit ein wahres Juwel.«

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Die glücklichen Preisträger mit Urkunde und Umschlag (!) (v.l.n.r.): Tobias Groß, Uta Winterhager und Barbara Schlei mit Dr. Joachim Unseld (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Buchkunst)., © Christoph Boekheler, Frankfurt am Main

 

An dieser Stelle möchten wir noch weiteres Zitat aus der Rede veröffentlichen, da uns gerade diese Wahrnehmung aus dem Munde eines so renommierten (Print-)Journalisten sehr erfreut hat:

»… die Texte im „Architekturführer Köln“ zeichnen sich trotz ihrer programmatischen Knappheit durch große Anschaulichkeit aus, und selbst der in solchen Büchern unvermeidliche Fachjargon ist aufs Nötigste beschränkt. Da zahlt sich die Herkunft der Publikation aus: die schon erwähnte Website des Vereins koelnarchitektur, genauer gesagt der dafür erstellte Architekturführer mit dem unschönen Germanglizismus „Bauwatch“, in dem jedoch jener zugängliche Sprachstil entwickelt wurde, der nun auch das büchergrüne Buch ziert. Wir klagen sonst so oft über den Qualitätsverlust von Internetjournalismus oder netzbasierter Publizistik generell – hier hat man ein leuchtendes Gegenbeispiel, auch wenn die einzelnen Beiträge fürs Buch noch einmal überarbeitet, ergänzt und gelegentlich auch verknappt worden sind. Die Übersetzung von der Netz- in die Buchkultur ist ebenso durchdacht erfolgt wie die Gestaltung des „Architekturführers Köln“, gerade weil beides eng zusammenhängt.«

Wir danken der Stiftung Buchkunst für diese Ehrung und Andreas Platthaus für die scharfsinnige Betrachtung unseres Buches mit all seinen inhaltlichen, gestalterischen und handwerklichen Facetten – aus der wir selbst noch etwas lernen konnten – und allen, die sich mit uns gefreut haben! Es macht uns schon ein wenig stolz, dass wir mit dem Vehikel des nun überaus populären Kölner Brückengrüns einen Beitrag für die Wahrnehmung der Architektur im allgemeinen und unserer Stadt im Besonderen leisten konnten.

 

Barbara Schlei, Uta Winterhager und Tobias Groß

 

Noch ein kleiner Hinweis: »… formal ein klassisches Taschenbuch, real jedoch eine bibliophile Schatztruhe und deshalb mit 24,80 Euro geradezu spottbillig.« Erschienen ist es im Verlag der Buchhandlung Walther König und dort wie in jedem anderen Buchladen zu erwerben.

 

Alle prämierten Bücher werden ab sofort auf große Wanderausstellung gehen und an zahlreichen Orten im In- und Ausland zu sehen sein. Den Start machen die Hamburger Bücherhallen (Vernissage mit Begleitprogramm am 13.09.2016). Auch die Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt wird fortgeführt: Die 25 prämierten Bücher sind das ganze Jahr über im Foyer des Hauses zu sehen.

 

 

 

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Andreas Platthaus: „Wir wissen ja alle aus leidvoller Erfahrung: Das schönste Buch ist gemeinhin das unberührte. Hier ist es endlich einmal anders.“ © Fotografie: Uwe Dettmar, Frankfurt am Main

 

 

Gleichzeitig feierte an diesem Abend der Katalog der »Schönsten deutschen Bücher 2016« Premiere, den in diesem Jahr das »Bureau Sandra Doeller« aus Frankfurt außergewöhnlich und außergewöhnlich schön gestaltet hat.