Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Pas de deux: Römisch-Germanisches Kolumba

Kolumba eröffnet seine 11. Jahresausstellung

Die 11. Jahresausstellung in Kolumba steht im Zeichen des Dialogs mit Hauptwerken des Römisch-Germanischen Museums.

Das Team von acht Kuratoren aus Kolumba und dem Römisch-Germanischen Museum ist zwei Jahre lang abgetaucht in die Museumsdepots und hat dort jeden Schrank aufgemacht. Gesucht haben sie nach Objekten, die sich zum „Paartanz“ eignen, entnommen der Dingwelt und verweisend auf heidnische, christliche und – nun ja, sagen wir „sonstige“ Jenseitsvorstellungen. Wie bisher kaum eine andere kommt sie mit großer Leichtigkeit der Kölner Lust am Schauen entgegen. Vom 15. September 2017 bis zum 20. August 2018 kann sie besucht werden.

Die Kooperation sei ein gleichberechtigtes Miteinander zweier Museen und folge nicht dem üblichen Schema einer Sammlung zu Gast im eigenen Hause, erläutert Kolumba-Leiter Dr. Stefan Kraus. Das RGM ist gleichzeitig Untermieter und Hausherr. Äußerer Anlaß ist die Schließung der Römersammlung am Roncalliplatz wegen der anstehenden Sanierung. Gleichzeitig besteht aber seit Anfang an eine sehr enge Verbindung zwischen den beiden Institutionen, ist doch das Hauptexponat Kolumbas die archäologische Zone und diese ein Zuständigkeitsbereich des Amtes für Archäologische Bodendenkmalpflege, das das RGM inne hat.

 

Römische Gesichtsurnen und 91 Gesichter von Bénédicte Peyrat: Jenseitsvorstellungen von beiden Seiten des Grabes. @KOLUMBA Pas de deux

 

Archäologie und Identität

Archäologische Stätten schaffen Identität, so das Axiom der Ausstellung. Sie schaffen Identität für Köln, die einzige Millionenstadt in Deutschland mit einer über 2000 Jahre langen Geschichte, „davon können Berlin, Hamburg und München ja nur träumen,“ so Marcus Trier, Direktor des RGM. Sie lassen aber auch den einzelnen Identität spüren, etwa in Raum 7 mit den Schlangenfadengläsern mit den „Kölner Schnörkeln“. Glasfäden werden in Wellenform freihändig auf die noch heissen Gefässe aufgebracht. „Das ist die Spur einer Geste, die ein Mensch vor zwanzig Jahrhunderten ausgeführt hat,“ so Kuratorin Barbara von Flüe.

 

Durch den Pas de deux, den Tanz zu zweit, ergeben sich auch spannungsreiche Mehrfachkonstellationen, hier aus römischen Mosaik mit Tierdarstellungen, einem spätmittelalterlichen Adlerpult, Kupferstichen zur Arche Noah und einem modernen Gemälde „Der Vorabend der Geschichte“. © KOLUMBA Pas de deux

 

Erstmalig ist das Begleitheft zur Ausstellung in ein neues Format gewachsen: das „Kolumba Taschenbuch Nr. 1“ erhält der Besucher als Begleiter zur Ausstellung. Und man wird es behalten, es liegt schön in der Hand und hat auf quer bedruckten Seiten ganz wunderbare Zitate parat, die die Ausstellung gedanklich weitertragen. Zum Beispiel Bernhard Blume zum Thema Kanne:

 

Sein der Kanne reduziert.

Ich wäre also eine Kanne

ohne mich als Kanne

zu erkennen und

verbliebe darüberhinaus

in dem Wahne

im Unterschiede

zu der Kanne

weiterhin ich selbst zu sein.

Dem ist aber nicht so!

 

Römische Tonwaren vor der Vasenextase von Anna & Bernhard Blume. Bin ich Vase oder Kanne oder ich selbst – es sind wieder einmal die spannenden Fragen, die die Ausstellung aufwirft. © KOLUMBA Pas de deux

 

Redaktion koelnarchitektur.de

 

 

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