In den letzten Tagen musste man ja schon einen guten Grund haben, um am Abend noch mal aus dem Haus zu gehen. Leere Straßen im kalten Lande. Der 1. März ist meteorologischer Frühlingsbeginn, soso. Und in Deutz ist es noch kälter, logisch, liegt ja näher an Sibirien. Doch an diesem eisigen Abend war richtig was los am Deutz Poller Kirchweg. Volles Haus in der Essigfabrik – aber nicht wegen Black Metal, nein, vom Werden des Deutzer Hafens war zu berichten.
Vorgestellt wurde der Integrierte Plan für die städtebauliche Entwicklung des Hafens. Das Büro COBE (Kopenhagen/Berlin) hatte im September 2016 den Wettbewerb gewonnen. Mitte letzten Jahres gab es eine Zwischenpräsentation, die Anregungen aus dieser Veranstaltung flossen in die Planung ein. Genauso wird jetzt auch für die finale Runde des Gesamtplans verfahren: An vier Thementischen konnten sich die Bürger zum Planstand äußern. Mit dieser erneuten Anpassung geht das städtebauliche Konzept dann zum Beschluss in den Rat, und es beginnt die Ausarbeitung des Bebauungsplans.
Begleitend zu diesem Verfahren hat die moderne stadt als Entwicklungsgesellschaft der Stadt Köln gut zu tun: Ausschreibungen sind vorzubereiten und Gespräche mit den Eigentümern sind zu führen, ein Nutzungskonzept für die Wasserfläche muss her und viele andere Aufgaben warten. Vor allem ist man nach wie vor im Gespräch mit Rewe – der potentielle Ankermieter für die Büroflächen im südlichen Hafenteil entlang der Bahntrasse erstellt gerade mit einem Planungsbüro ein Raum- und Nutzungskonzept.
Eng an eng saßen und standen die Besucher in der Essigfabrik. Caroline Nagel und Ole Storjohann vom COBE Team stellten die wichtigsten Aussagen ihrer Planung noch einmal im Schnelldurchlauf vor. Mit vielen Referenzbildern zeigen sie großartige Lösungen zu ähnlich gelagerten Aufgaben aus anderen Städten und formen damit „das Bild in den Köpfen“, wie es in Köln dereinst aussehen könnte.
Auf dem Promenadenring rund um das Becken ist der Geist des Hafens am unmittelbarsten zu erleben. Läden und Cafés in den Erdgeschossen können mit Fluttoren bei Hochwasser geschützt werden. Windstudien haben günstige Verhältnisse für die Promenade ergeben, die durch die Anhebung des Geländes auf hochwassersichere 47,2 Meter über Normalnull geschützt liegen wird. Auch neue Licht- und Lärmbelastungsstudien wurden vorgenommen, um die Baumassen so zu platzieren und zu dimensionieren, dass für Bewohner, Besucher und Mitarbeiter in den Büros innen und außen optimale Licht- und Wetterverhältnisse errreicht werden.
Quartiersplätze vermitteln zwischen der Siegburger Straße und der Promenade, die Sockelzone an der Deutzer Seite erhält einen eher urbanen Charakter mit Einkaufsmöglichkeiten, wohingegen auf der Halbinsel mehr Grün anzutreffen ist. Im Gegensatz zum Rheinauhafen sind allerdings für alle Zonen Grünanlagen vorgesehen: Baumreihen entlang der Promenade, Baumgruppen auf den Plätzen, grüne Gassen zwischen den Baufeldern und schließlich das private Grün der Gärten.
Ein wichtiger Teil des Hafengländes fehlte noch in der Planung: moderne stadt kaufte die Ellmühle erst nach Abschluss des Wettbewerbs; im ersten Plan von cobe war sie daher nicht erhalten. Dieser Bereich ist nun auch miteinbezogen: Die beiden Mühlen werden räumlich wieder durch eine Gasse getrennt, in die „weisse“ Auer- und die „rote“ Ellmühle. Somit entsprechen die Blöcke der Größe der sonstigen Bauflächen im Quartier. Zur Siegburger Strasse entstehen neue Gebäude, um hier die Bebauung mit einer klaren Kante zur Strasse zu schliessen.
Das Team von COBE hat seine Arbeit fast getan. Nun geht es darum, das städtebauliche Konzept in einen Bebauungsplan zu überführen – und schließlich in Bebauung. Mag dabei in Erfüllung gehen, was Caroline Nagel von COBE zum Abschluss ihrer Präsentation formulierte: „Dass Deutz von einer anderen Seite des Rheins zu einer anderen Seite Kölns wird.“
koelnarchitektur.de begleitet das Werden des Deutzer Hafens mit Touren im Auftrag von moderne stadt. Sobald die Drehbrücke nicht mehr fest friert, bieten wir hier auf dieser Seite auch wieder Termine an. Wenn Sie regelmäßig informiert werden wollen, tragen Sie sich bitte in unseren Newsletter ein.
Ira Scheibe
Lesen Sie auch zum Thema