Weil auch die großen Projekte kleine Schritte gehen müssen, kann es passieren, dass man sie auch als aufmerksamer Betrachter etwas aus den Augen verliert. Wie gut, dass es Newsletter gibt, die regelmäßg über Neues berichten. Bis die Parkstadt Süd in der Stadt ihre geplante Gestalt annehmen wird, werden noch Jahre vergehen. Doch in den Köpfen der Planer und auf dem Papier, das so eifrig zwischen den Büros der Planer, der Stadt und aller anderen Beteiligten hin- und hergeschickt wird, passiert eine Menge Grundlegendes. Hier nun der Stadt vom November 2018:
Fünf neue Veedel
115 Hektar am südlichen Rand der Kölner Innenstadt wollen mit Leben gefüllt werden. Das Areal um den alten Großmarkt soll in den nächsten 15 Jahren zur Parkstadt Süd werden, einem Quartier mit 3.500 Wohnungen und Arbeitsplätzen für 4.000 Menschen. Das Planungsteam aus Landschaftsarchitekten und Mobilitätsplanern rund um den Architekten und Städtebauer Christian Heuchel von O&O Baukunst hat dafür die ursprüngliche Idee von Konrad Adenauer aufgegriffen, den inneren Grüngürtel von der Universität zu Köln bis zum Rhein zu vollenden – das verschafft dem Kölner Süden nicht nur einen ausgewogenen Mix aus Wohnen, Arbeiten und sozialer Infrastruktur, sondern auch einen wichtigen Erholungsraum für die Bürger der Stadt. Um diese Vision umzusetzen, lenkt Heuchel seinen Blick auf organisch gewachsene Städte mit hoher Lebensqualität: „Historische Städte mit ihrem Gefüge bieten noch immer die besten Resultate der Stadtentwicklung an. Der traditionelle Stadtbaukörper, die Dichte und das ausgewogene Zusammenspiel zwischen Grün und Bebauung geben unschlagbare Beispiele“.
Die Farben Kölns
Neben der städtebaulichen Qualität ist für O&O Baukunst auch immer der ortsbezogene Ansatz von Relevanz. Einen Bezug zum architektonischen Kontext oder zur Historie der Stadt findet sich in allen Entwürfen des Büros. Für das neue Quartier wird eine besondere Farbatmosphäre gewählt. „Paris, London oder Venedig – all diese europäischen Städte haben ihren individuellen, unverwechselbaren Farbklang. Das wollen wir auch für die Parkstadt Süd. Wir haben uns von der Farbpalette spätantiker Öllampen inspirieren lassen, die immer wieder bei Grabungen gefunden werden und im Römisch-Germanischen Museum am Dom ausgestellt sind“, erläutert Heuchel sein Farbkonzept für das Quartier. Die römische Vergangenheit Kölns ist fester Bestandteil der lokalen Identität und diese Reminiszenz in Farbe auszudrücken stellt eine weitere Besonderheit des städtebaulichen Konzepts des Büros dar. Die Palette dieser „Kölner Farben“ besteht aus den Färbungen auf gebranntem Ton. Darunter die zarten farbigen Überreste rheinischen Sands, der gelblich bis ins gräulich Weiße changiert sowie ziegelfarbenes Erdrot mit leichten Spuren von Ruß – farbige Zeugen der Modernität und Urbanität der Stadt Köln seit der Antike.
Bildhauer einer neuen Stadtsilhouette
Die Erfüllung der Sehnsucht nach Stadtleben erfordert eine hochwertige und lebendige Quartiersentwicklung. Vor allem das Lernen vom Bestehenden sowie die architektonische Erforschung europäischer Städte sind für Heuchel essenziell für neue Projekte. Dabei liegt sein Fokus auf dem öffentlichen Raum, der maßgeblich die Struktur einer Stadt, aber auch ihre Bewohner prägt. Das Herz der Parkstadt Süd wird dann auch das Marktquartier um die denkmalgeschützte Großmarkthalle werden. Vielfalt und architektonische Abwechslung sind entscheidend für den Gewinn an Lebensqualität.
Für Heuchel haben Architekten eine gesellschaftliche und ökologische Verantwortung, vor allem, weil in den letzten Jahrzehnten das Thema vernachlässigt wurde und zu viel belanglose Architektur mit zu wenig Qualitätsanspruch entstanden ist. Wer wie er die Grammatik und Spielregeln traditioneller, europäischer Stadtarchitektur kennt, kann diese in reale Bauten und in angemessene architektonische Formen umsetzen. Franz-Josef Höing, ehemaliger Baudezernent der Stadt Köln, sagt nicht zuletzt über das Büro: „Es braucht ein starkes Konzept, hinter dem sich alle versammeln können. O&O Baukunst sind Bildhauer, die eine neue Stadtsilhouette inmitten der Stadt schaffen.“
red | uw
4 Kommentare
Heimatgefühle bekommt man in dieser kalten und ungemütlichen Architektur nicht. Warum nicht kleinteiliger bauen? So wie das eheml. Stollwerkgelände. In so einem Umfeld wachsen Menschen gerne auf, es gibt Geborgenheit.
Stahl, Glas, Beton, harte Kanten, leere Flächen schüren Agressivität. Hat man das von Chorweiler und Meschenich nicht gelernt? Wo man sich nicht geborgen fühlt ist man nicht zuhause.
Über diese Entwürfe kann ich nur schockiert sein.
Nur Klötze?
Quadratisches Seebecken?
In Zeiten des Klimawandels wird alles Gras braun sein, nach ein paar Wochen.
Ich kann mir schon jetzt gut ausmalen, wie der Wind im Winter zwischen die Betonkästen pfeifen wird.
Mir fehlt es an Allem.
Man sollte übrigens an die Zukunft des Transports/Verkehr denken, und die Nähe der DB Gleise in die Planung miteinbeziehen.
Warum nicht einen Südbahnhof dazuplanen?
Grade entdeckt.
Nachts will man da nicht unterwegs sein. Alles kahl und ungemütlich. „Städtisches Leben?“
Es wundert keinen, dass alle rausziehen. Köln ist eine Transitstadt. Am Schönsten wohnt es sich in den übrig gebliebenen Altbauten und alten Vierteln.
Diese Betonsiedlung weckt keine Gefühle.
Diese Bilder veranschaulichen Deutschlands Flächenversiegelung.
Eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes kann 1,5 Milliarden Liter Wasser aufnehmen.
Man sollte die Planung intensiv überarbeiten.