Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Was passiert am Ottoplatz?

Vor dem Neubau des LVR-Hochhauses steht der etagenweise Rückbau des Bestands

Pressemitteilung des LVR vom Dezember 2019: Die Planungen beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) rund um den Neubau seines Bürohochhauses am Ottoplatz schreiten weiter voran. Der Landschaftsausschuss der Landschaftsversammlung Rheinland hat nun die Planungen für den Rückbau des LVR-Hauses sowie die Erstellung der Baugrube gegenüber dem Deutzer Bahnhof beschlossen. Beim Abbruch des Bestands werden nach der Entkernung die oberen Stockwerke mit Kleinbaggern etagenweise abgetragen. Anschließend werden mit Großgeräten die verbleibenden Gebäudeteile abgerissen. Eine Sprengung kommt aufgrund der dichten Bebauung im Umfeld und den zu erwartenden Erschütterungen sowie der Staubentwicklung nicht in Betracht. Das gesamte Baufeld wird rund 7.360 Quadratmetern umfassen. Die Baugrube wird eine Größe von 6.780 Quadratmeter und eine Tiefe von bis zu 8,85 Meter haben. Bei Baugruben dieser Größenordnung können Grund- und Regenwasser die Bauarbeiten behindern. Aus diesem Grund werden 14 Pumpen das Wasser über eine Rohrleitung bis zum Rhein befördern.

Ausblick auf die Baustelle

Bevor der eigentliche Abbruch des 54 Meter hohen Turms und der anderen Gebäudeteile beginnen kann, müssen weitere Schadstofferkundungen durchgeführt und die belasteten Bauteile sorgfältig getrennt zurückgebaut und fachgerecht entsorgt werden. Für die gesamte Zeit des Abbruchs und des Neubaus stellt der LVR einen 2,50 Meter hohen Bauzaun aus Holz auf. Dieser soll für kreative Projekte der LVR-Schulen genutzt werden und interessierten Menschen durch Sichtfenster auf verschiedenen Höhen Einblicke in die Baustelle ermöglichen. Auch der Baumschutz ist dem LVR als Bauherrn wichtig. Die Platane auf der Ecke Opladener und Neuhöfferstraße hat ortsprägenden Charakter und wird deshalb von Beginn der Bauarbeiten bis zur Fertigstellung des Neubaus geschützt. Vor Beginn der Aushubarbeiten ist außerdem zu klären, ob Kampfmittel geräumt werden müssen oder kulturhistorische Funde zu erwarten sind. Hierbei arbeitet der LVR eng mit dem Römisch-Germanischen Museum in seiner Funktion als Amt für Archäologische Bodendenkmalpflege zusammen.

Blick aus dem Büro des Baudezernenten auf die Situation am Ottoplatz, links das Bestandshochhaus © Foto: Uta Winterhager

Planen und Rechnen

Bei großen Bauprojekten wird üblicherweise zunächst ein grober Kostenrahmen auf Grundlage der voraussichtlichen Gebäudeform und Kennzahlen geschätzt. Auch beim Neubauprojekt des LVR wurde erst nach Abschluss des Architekturwettbewerbs im Februar 2017 auf der Grundlage des Siegerentwurfs von kadawittfeldarchitektur (Aachen) ein konkretes Gebäude geplant. Den groben Kostenrahmen von rund 146,43 Millionen Euro ermittelte der LVR im Jahr 2015 vor Beginn der Planungen anhand vergleichbarer Objekte und einer Machbarkeitsstudie. Erst nachdem genauere Ergebnisse aus der Vorplanung vorlagen, war eine vertiefte Kostenschätzung möglich. Die Gesamtkosten auf Basis dieser Planung betragen rund 223 Millionen Euro. Hierbei wurden Details berücksichtigt, die zu einem früheren Zeitpunkt nicht bekannt waren, weil sie von der Form und Höhe des Gebäudes abhängen, so zum Beispiel die Baustelleneinrichtung, die Baugrube sowie die Fassade. Die Kosten für den Abbruch in Höhe von 9,7 Millionen Euro sowie die Kosten der Baugrubenerstellung in Höhe von 6,9 Millionen Euro sind in dieser Summe ebenso enthalten, wie Sicherheitszuschläge für die zu erwartenden Baupreissteigerungen. Da die Ausschreibungen für die konkreten Arbeiten im Rahmen des Bauprojekts erst noch anstehen, können weitere Kostensteigerungen damit verbunden sein. Der LVR hat bei seinen Schätzungen jedoch möglichst vorausschauend geplant, um zu diesem frühen Zeitpunkt Kostenrisiken transparent aufzuzeigen. „Nach wie vor ist der Neubau gegenüber der Sanierung die wirtschaftlichere Lösung. Sie bietet uns außerdem die gestalterischen Möglichkeiten, um Arbeitsräume zu schaffen, die auch den Anforderungen der Zukunft gerecht werden“, so Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland. Die mit der Planung beauftragten Architektur- und Fachplanungsbüros erarbeiten aktuell gemeinsam mit dem LVR die Daten für die Kostenberechnung zur Haushaltsunterlage-Bau, über die der Landschaftsausschuss am 18. Februar 2020 in öffentlicher Sitzung entscheidet. Erst mit dem dann gefassten Durchführungsbeschluss sind auch die Gesamtkosten der Baumaßnahme politisch legitimiert.

Der LVR geht derzeit von einer Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 2025 aus. Den aktualisierten Terminplan beschließt der Landschaftsausschusses im Februar 2020. Die vor dem Abriss notwendigen Umzüge innerhalb der LVR-Verwaltung beginnen ab Februar 2020. Dabei ziehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in angemietete Interimsobjekte im Bereich Siegburger Straße / Kaltenbornweg in Deutz. Bis September 2020 sollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem LVR-Haus ausgezogen sein. Der Rückbau des Gebäudes beginnt nach den aktuellen Planungen Anfang 2021.

Rahmendaten zum LVR-Neubau am Ottoplatz

  • Grundstücksfläche: 7.357 Quadratmeter
  • Bebaute Fläche (oberirdisch): 5.208 Quadratmeter
  • Bebaute Fläche (unterirdisch): 1.081 Quadratmeter
  • Nutzfläche (oberirdisch): 22.055 Quadratmeter
  • Nutzfläche (unterirdisch): 4.254 Quadratmeter
  • Bauhöhe (Hochhaus): 69,5 Meter
  • Bauhöhe Mantelbau Nord (Opladener Str.): 24,19 Meter
  • Bauhöhe Mantelbau Süd (Siegesstr.): 20,54 Meter
  • Anzahl der Geschosse: 17
  • PKW-Stellplätze: 182
  • Fahrradstellplätze: 208