Das Land Nordrhein-Westfalen und die Architektenkammer NRW haben elf neue Kindertageseinrichtungen mit dem „Kita-Architekturpreis NRW 2020“ ausgezeichnet, 46 neue und erweiterte Gebäude waren eingereicht worden. Mit der Auszeichnung soll die Bedeutung der Architekturqualität von Kitabauten heraus gestellt und ihr positiver Einfluss auf die Lern- und Lebenswelt von Kindern betont werdenb. Zugleich soll das Verfahren Träger von Kindertageseinrichtungen dazu anregen, der baulichen Qualität ihrer Anlagen besondere Beachtung zu schenken.
Kommunen, Kirchen, Elterninitiativen sowie private Träger von Kitas haben in jüngster Zeit viele Anbauten und Neubauten in Auftrag gegeben. „Unsere Kinder können sich am besten in guter Architektur entfalten“, hob Prof. Thomas Zimmermann in der Jurysitzung hervor. Der Frankfurter Architekt hat mit seinem Büro „raum z architekten“ selbst bereits eine Vielzahl von Kita-Bauten realisiert. Als Vorsitzender führte er die Jury durch ein anspruchsvolles Auswahlverfahren. Die Jury beurteilte in drei Rundgängen, sowie Bereisungen der Objekte in der engeren Wahl, unter anderem die Aufenthaltsqualität (Elementarpädagogische Nutzungs- und Aufenthaltsqualität, Funktion), die Gestaltungsqualität (Städtebauliche Einbindung, Architekturqualität, Qualität des Innenraums, Qualität des Außenraums) und die Planungsqualität (Qualität im Planungsprozess, Wirtschaftlichkeit, Ökologie). „Architektur für Kinder zeichnet sich dadurch aus, dass viele kleine Elemente eine Einheit bilden“, erklärte Prof. Zimmermann sein Verständnis der Bauaufgabe. „Eine Kindertageseinrichtung – egal welcher Größenordnung – muss als ein Haus für Kinder wahrgenommen werden.“
In drei Rundgängen hatte die Jury die Objekte der engeren Wahl ausgewählt, die im Dezember 2019 in Bereisungen und intensiven Recherchen überprüft wurden. Letztlich wurden elf Bauten für den zweiten Kitapreis NRW ausgewählt.
Gleichranginge Preise: (alphabetisch nach Städten):
Aachen: Betriebskindertagesstätte „Schneebergkids“ des Uniklinikums Aachen
Architektur: NPA, Köln; Landschaftsarchitektur: FSWLA Landschaftsarchitektur, Düsseldorf
Die Kita nimmt ebenso wie die beiden anderen Gebäude in ihrer Materialität die Ziegelprägung des naheliegenden historischen Gutes Melaten auf. Das architektonische Konzept erzeugt hinsichtlich seiner Konstruktionsprinzipien und der Materialwirkung eine sehr gute gestalterische und auf den Nutzungszweck hin orientierte Qualität.
Die ansprechend gestaltete Eingangssituation mit Durchblick in den Freiraum gibt Orientierung und erweist sich als eine Art „plaza“ mit hohem identitätsstiftenden Wert. Die Jury lobt insbesondere die zahlreichen Ausblicke aus den Innenräumen auf die Dachterrasse und in die ebenerdigen Außenspielflächen, die ebenfalls von herausragender Qualität sind und sich harmonisch mit dem umliegenden Freiraum verbinden.
Aachen: Kita Karlinis
Architektur: pbs architekten, Aachen; Landschaftsarchitektur: 3PLUS Freiraumplaner Kloeters + Kastner, Aachen
Bonn: Kita in elementierter Holzbauweise
Architektur: rheintreue architekten Koch/Graffelder, Köln; Landschaftsarchitektur: Lill + Sparla Landschaftsarchitekten, Köln
Die Kita Rheindampfer setzt als reiner Holzbau einen wohltuenden natürlichen Akzent in der von vornehmlich weiß verputzten Neubauten geprägten Wohnsiedlung am rechtsrheinischen Stadtrand Bonns. Die Dachlandschaft, die sich wie in einem Steckspiel aus der Aneinanderreihung der Giebelhäuser ergibt, formuliert eine nicht nur städtebauliche, sondern auch kindgerechte Maßstäblichkeit.
Die Jury würdigt dabei die Konsequenz der Entwurfsverfasser, mit der sie Konstruktion und Technik innerhalb des gesamten Gebäudes sichtbar und somit erlebbar gestaltet haben. Das Spiel der Dachformen und Raummaße ist auch im Inneren erfahrbar und unterstützt das kindliche Verständnis für Raumgeometrien.
Essen: Kindertagesstätte St. Ludgerus
Architektur: Eickelkamp + Rebbelmund Architekten, Essen
Kamp-Lintfort: Kita Löwenzahn
Architektur: Druschke und Grosser Architektur, Duisburg
Köln: Neubau Katholische Kindertagesstätte Christi Auferstehung
Architektur: Ernst Architekten, Zülpich
Wie selbstverständlich fügt sich der Kita-Neubau in den parkähnlichen, gleichzeitig innerstädtischen Kontext ein, der geprägt ist durch die unmittelbare Nachbarschaft der Kirche Christi Auferstehung. Die Jury würdigt dabei die besonnene architektonische Haltung, die durch Konzeption, Formensprache und Materialität eine enge Verbindung zur bestehenden Kirche Christi Auferstehung nach einem Entwurf des Architekten Gottfried Böhm herzustellen vermag, ohne sich unterordnen zu wollen. Es entsteht ein Ensemble, das zum einen Ruhe schafft, gleichzeitig aber durch öffentliche Durchwegungsmöglichkeiten Transparenz ermöglicht.
Die Gruppenräume sind als Familienwohnungen konzipiert, die den Kindern Zugehörigkeit und Identität vermitteln, Neben- und Waschräume sind dabei optimal integriert. Der Raum fungiert gleichsam als Erzieher.
Mülheim/Ruhr: Kindertagesstätte KiKu Burgmäuse
Architektur/Innenarchitektur/Stadtplanung: Koschany + Zimmer Architekten, Essen; Landschaftsarchitektur: freiraumplanung wolf, Berlin
Münster: Kita Uppenberg
Architektur: Burhoff und Burhoff Architekten, Münster
Neuss: Pfarrheim und Kindertagesstätte St. Konrad
Architektur: Architekturbüro Paul Böhm, Köln
Der Neubau der Kita und des Pfarrheims verfolgt ein eindeutiges städtebauliches Konzept. Durch seine klare Grundrissgeometrie und die ruhige Gestaltung des in einzelne Häuser aufgelösten Neubaus entsteht ein feinkörniger „Ortskern“, der eine kompositorische Einheit mit der vorhandenen Kirche aus den frühen sechziger Jahren eingeht und einen ruhigen, der Nutzung angemessenen Hof mit dem Kirchturm als Mittelpunkt schafft.
In der klaren innenräumlichen Orientierung des Neubaus wird das Entwurfskonzept konsequent fortgeführt. Die subtil umgesetzte Zonierung der Funktionsbereiche durch verschiedene Bodenbeläge und Wandmaterialien wird positiv gesehen. Mit wenigen elementaren Materialien und einer disziplinierten Entwurfshaltung sind hier ein überzeugendes städtebauliches Ensemble und ein Bauwerk von hochwertiger Anmutung entstanden.
Troisdorf: Familienzentrum Hippolytusgarten
Architektur: Atelier Brückner, Stuttgart; Landschaftsarchitektur: Jens Backhaus, Dillenburg
Anerkennung:
Herne: Kita Königin Luise
Architektur: Wallmeier Stummbillig Planungs-GmbH, Herne; Stadt Herne – FB 26 Gebäudemanagement, Herne; Innenarchitektur: Wallmeier Stummbillig Planungs-GmbH, Herne
Die Preisverleihung findet am 22. Juni 2020 im Düsseldorfer Kunstmuseum K20 statt. Die ausgezeichneten Kitas werden in einer Ausstellung präsentiert, die vom 23.06. bis zum 31.07.2020 im Haus der Architekten (Zollhof 1, 40221 Düsseldorf) und im August 2020 im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW (Haroldstraße 4, 40213 Düsseldorf) zu sehen sein wird. Der Eintritt ist jeweils frei.
red|uw
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