Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Architektur braucht Bauherren

Deutscher Bauherrenpreis 2020 verliehen

„Wohnungsbau ist und bleibt die mit Abstand wichtigste Bauaufgabe in Deutschland. Dies gilt umso mehr, als derzeit nicht im gewünschten Maße auf die wachsende Wohnungsnachfrage reagiert werden kann“, so die Auslober des Deutscher Bauherrenpreis 2020, Deutscher Städtetag, Bund Deutscher Architekten sowie der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.

Es ist ein Preis, der für baukünstlerische Leistungen, also für bereits Realisiertes verliehen wird. Folgerichtig wird nicht nur die Leistung der beteiligten Architekten, sondern gleichermaßen auch der verantwortungsvolle Part der Bauherren gewürdigt, denn sie sind es zuletzt, die Architektur erkennen und zulassen müssen.

Der Deutsche Bauherrenpreis zeichnet herausragende Wohnungsbauprojekte aus, die sowohl von hoher Qualität sind als auch zu tragbaren Kosten realisiert wurden. Aus insgesamt 230 Einreichungen hat die Jury 33 besonders hochwertige, innovative Projekte in elf Themengruppen nominiert. Die vielen eingereichten und ausgezeichneten Projekten zeigen, dass der Spagat zwischen Qualitätsanspruch und engem Kostenkorsett gelingen kann. Besonders schön ist es, dass zwei der insgesamt elf Preise, in den Themenbereichen Modernisierungen bis zur Quartiersentwicklung, nach Köln gehen.

Wohnquartier Holsteinstraße, Köln

GAG Immobilien AG, Köln
Lorber Paul Architekten GmbH, Köln
A+M Architekten (LPH 6-9), Scape Landschaftsarchitekten, Düsseldorf

Die Stärkung der Nachbarschaft ist zentrales Element des Projektes, hier entstanden 120 Wohnungen, von denen 84 öffentlich gefördert sind. © Foto Paul Ott

Bereits zum zweiten Mal nach 2018 hat das Kölner Architekturbüro Lorber Paul gemeinsam mit der GAG den Deutschen Bauherrenpreis für das ‚Wohnquartier Holsteinstraße‘ in Köln Mülheim erhalten. „Der neu errichtete Gebäudekomplex liegt in Köln-Mülheim auf dem Gelände des im Jahr 2014 aufgegebenen und in der Folge abgerissenen Redemptoristenklosters. Der markante Bau der Klosterkapelle wurde als wichtiger Identifikationsort für die Anwohnerinnen und Anwohner erhalten und wird zukünftig als Veranstaltungsort und interkulturelle Begegnungsstätte für das gesamte Quartier genutzt; in den Erweiterungsbau der Kapelle wurden Glaskunstwerke des ehemaligen Klosters integriert. Die Stärkung der Nachbarschaft ist zentrales Element des Projektes: Erhalt und Umnutzung des sakralen Bauwerks sind das Ergebnis der intensiven Kooperation zwischen Bauherrin und Anwohnerschaft im Vorfeld der Baumaßnahme. Beispielgebend ist die herausragende Gesamtkonzeption mit historischen Bezügen, konsequent umgesetzten kostensenkenden Maßnahmen, qualitätsvoller Architektur und hohem städtebaulichen und sozialen Anspruch.“

Das Areal ist stark durchgrünt und liegt – durch einen Friedhof abgeschirmt – in der Nähe einer vielbefahrenen Bahnstrecke. © Lageplan Lorber Paul Architekten

Projektfilm

Integratives Wohnprojekt Klarissenkloster, Köln

Erzbistum Köln Generalvikariat – Abt. Bau, Köln
LK Architekten Regina Leipertz und Martin Kostulski Partnerschaftsgesellschaft mbB, Köln
club L 94 Landschaftsarchitekten GmbH, Köln

„Das Integrative Wohnprojekt Klarissenkloster nimmt als neuer Stadtbaustein funktional und baulich ganz selbstverständlich seinen Platz im Stadtgefüge ein. Wesentlich dafür ist zum einen der Mut, dem Quartier einen neuen öffentlichen Raum zu schenken, der als Klosteranlage lange Zeit verborgen war und diesen Raum einem bunten Bewohnermix mit Flüchtlingen und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen. Zum anderen ist maßgeblich, dass dieses Wohnprojekt seinen Platz in direkter Nähe zu den Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers gefunden hat. Eine gute Gestaltung in sorgfältiger Positionierung und Proportionierung der Neubauten und ein ebenso sorgfältiger Umgang mit dem Bestand sind darüber hinaus kennzeichnend. Aktivierung von kirchlichen Beständen war das Thema, das das Erzbistum Köln preiswürdig gestaltet hat. Das Integrative Wohnprojekt ‚Klarissenkloster Köln‘ zeigt beispielhaft, welche Chancen in der Umnutzung kirchlicher Bauten liegen.“

Das bislang introvertierte Klostergelände erhält eine Öffnung zum benachbarten Stadtquartier über eine neu angelegte Platzfläche unmittelbar an der Klosterkirche. © Foto Jens Willebrand

Projektfilm

 

An wen gingen die 11 Preise?

Die Verleihung des Deutschen Bauherrenpreises 2020 fand am 19. Februar 2020 im Rahmen der Internationalen Fachmesse für Bauen und Gebäudetechnik „bautec“ in Berlin statt. Sie wurde begleitet durch ein Fachsymposium, das die gesellschaftliche Akzeptanz für Wohnungsneubau zum Thema hatte.

  • Kategorie „Urbane Quartiersentwicklung“
    Metropolenhaus am jüdischen Museum, Berlin
    Metropolenhaus am jüdischen Museum eG, Berlin mit bfstudio Partnerschaft von Architekten, Berlin
  • Kategorie „Weiterbau von Quartieren“:
    Mehrgenerationswohnen II „Eigene Scholle“, Halle
    Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft „Eigene Scholle“ eG, Halle (Saale) mit Enke Wulf Architekten, Berlin
  • Kategorie „Aktivierung von kirchlichen Beständen“:
    Integratives Wohnprojekt Klarissenkloster Köln
    Erzbistum Köln mit LK Architekten, Köln
  • Kategorie „Bauen in städtebaulich schwierigen Lagen“:
    Wohnen am Eimsbütteler Marktplatz, Hamburg
    Wohnungsbaugenossenschaft Kaifu Nordland eG mit LRW Architekten und Stadtplaner, Hamburg
  • Kategorie „Kleine Wohnanlagen mit regionaler Charakteristik“:
    Seniorenwohnen Schechen
    Gemeinde Schechen mit Deppisch Architekten, Freising
  • Kategorie „Studentisches Wohnen“
    Studentendorf Schlachtensee, Berlin
    Studentendorf Schlachtensee eG mit Brenne Architekten, Berlin
  • Kategorie „Stadtreparatur/Neue Stadtbausteine“:
    Wohn- und Geschäftshaus Jüdenstraße, Weißenfels (Saale)
    Wohnungsbaugenossenschaft Weißenfels/Saale eG mit Dietzsch & Weber Architekten, Halle/Saale
  • Kategorie „Hybridgebäude und Nutzungsmischung“:
    Wohnen statt Parken, Konstanz
    WOBAK städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH, Konstanz mit den unternehmenseigenen Architekten
  • Kategorie „Modernisierung und Umbau“:
    Sanierung eines Personalwohnhauses, Konstanz
    Spitalstiftung Konstanz mit Braun+Müller Architekten, Konstanz
  • Kategorie „Neue Wohnquartiere“:
    Neues Wohnen Sündersbühl, Nürnberg
    wbg Nürnberg GmbH mit der Planungsgemeinschaft NWS und ganzWerk, beide Nürnberg
  • Kategorie „Neue Wohnquartiere“:
    Wohnquartier Holsteinstraße, Köln
    GAG Köln mit Lorber Paul Architekten und a+m Architekten Ingenieure, beide Köln

Die Dokumentation, eine Übersicht mit Fotos zu den Projekten sowie weitere Informationen zum Deutschen Bauherrenpreis finden Sie hier.

red|bs