Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Bootshaus in Sicht!

Zwei Bonner Schülerrudervereine möchten mit Baumschlager Eberle Architekten nachhaltig bauen

Als sich die provisorische Hauptstadt am Rhein Mitte der 60er Jahre etabliert hatte und das Regierungsviertel zunehmend mehr Platz benötigte, verkaufte die Stadt Bonn Gundstücke mit Bauten und Sportanlagen im Stadtteil Gronau an den Bund. Dort, wo kurz darauf der „Lange Eugen“ gebaut wurde, standen bis dahin die Bootshäuser der Schülerrudervereine der Gymnasien EMA und FEG. Seitdem haben die kein eigenes Bootshaus mehr, zogen von Interim zu Interim, lagerten ihre 32 zum Teil sehr teuren Boote an Orten, die nicht unbedingt am Rhein und auch nicht in der Nähe ihrer Schulen sind, und vor allem auch nicht für dafür gemacht sind. Einige Zeit lagen die Boote in den leeren Becken des geschlossenen Viktoriabades mitten in der Stadt, einige unter freiem Himmel auf dem Gelände eines solidarischen Vereins, derzeit liegen sie in einem verschlossenen Lagerhaus. Platz zum Reparieren und Pflegen der Boote und einen sozialen Treffpunkt für die Vereinsmitglieder von GRC und SRC gibt es nicht mehr, schwierig ist es auch mit der Ausbildung der Ruderneulinge. Trotz des unermüdlichen Einsatzes der Schülerinnen und Schüler, sowie der Ehemaligen drohte den Vereinen nach Jahren ohne Perspektive die Puste auszugehen. Dass die Vereine, die seit 1906 bzw. 1953 auf eine lange Tradition, beachtliche sportliche Erfolge und eine großartige Gemeinschaft zurückblicken, ist traurig. Das Versprechen, langfristig Ersatz zu beschaffen, wurde trotz einstimmigen Beschlusses im Stadtrat bis jetzt nicht eingelöst.

Netzwerk und Teamgeist

Immer wieder wurden Grundstücke oder umnutzbare Bauten in Rheinnähe diskutiert, doch ebenso häufig scheiterten die Lösungen an städtischen Hürden. Doch das Netzwerk der Ehemaligen ist groß und angetrieben von sportlichem Ehrgeiz aller Vereinsmitglieder liegt nun bei der Stadt Bonn eine Bauvoranfrage mit einem Entwurf des Hamburger Büros von Baumschlager Eberle Architekten vor. Auf einem Grundstück am rechtsrheinischen Ufer in der Nähe der Rheinaue, das vom Stadtplanungsamt dafür vorgeschlagen wurde, soll in zwei Bauabschnitten ein Bootshaus mit Wohnungen für Studierende entstehen. Im ersten Schritt soll die Bootshalle errichtet werden, damit zunächst der aktive Ruderbetrieb und das Vereinsleben wieder aufgenommen werden können.

Die Hürden der letzten Meter

Nach ausführlichen Beratungen mit dem Sportamt, dem Bauordnungsamt, Liegenschaftsamt, Katasteramt, Amt für Denkmalschutz, der Bezirksregierung (wegen des Denkmalschutzes der Rheinaue) und dem Wasser- und Schifffahrtamt, hoffen die Vereine darauf, dass die nachhaltige Bauweise als Holz-Modulbau und der energieeffiziente Betrieb des Bootshauses, die von den Erfahrungen von baumschlager eberle in diesem Bereich profitieren, auch die städtischen Gremien bei der Entscheidungsfindung positiv beeinflussen werden. Hoch anzurechnen ist es allen Beteiligten, dass sie in dieser besonderen Lage nicht versuchen einfach irgendwas zu bauen, sondern auf nachhaltige Planung und die Zusammenarbeit mit einem Architekturbüro setzen, auch wenn das natürlich mehr kosten wird, als das nur irgendwie Gebaute.

Das neue Bootshaus soll über Zuschüsse der Stadt Bonn und anderer öffentlichen Stellen sowie private Spenden von Ehemaligen und Freunden finanziert werden. Der erste Spendenaufruf der Vereine hat inzwischen über 80.000 € erbracht, weitere Spenden sind natürlich sehr willkommen.

Wir werden das Vorhaben weiter verfolgen und wünschen viel Erfolg!

Weitere Infos zum Schülerrudern in Bonn finden Sie hier.

 

red | uw