Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Der Raumdeuter

Andreas Denk (1959–2021)

Andreas Denk, langjähriger Chefredakteur der Zeitschrift der architekt, ist tot. Seit 1993 war Denk Mitglied der Redaktion, ab 2000 ihr Chefredakteur. Als Stichwortgeber unzähliger Publikationen und Moderator des Berliner Gesprächs, sowie als Teil wechselnder Teams, die Konzepte für BDA-Tage oder Symposien und Tagungen in Venedig, Tutzing und vielen anderen Städten aus der Taufe hoben, war er maßgeblich für die inhaltliche Ausrichtung des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) mit verantwortlich.

An der Technischen Hochschule Köln lehrte Denk zunächst als Professor in Vertretung, seit 2014 als ordentlicher Professor Architekturtheorie. Seit 2015 war er zudem ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste, Vorsitzender der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung (Bonn), später dann Mitglied im Vorstand der Hans-Schaefers-Stiftung (Berlin) und Kurator des Vorstands des Architekturforums Rheinland e. V. im Haus der Architektur (Köln).  Schon während seines Studiums und bis 2003 war er Korrespondent für Kunstforum International. Nach dem Abschluss des Studiums war zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bonner Haus der Geschichte im Sammlungsbereich Design, bis 1993 als freier Architekturkritiker tätig, ehe er Teil der Radaktion von der architekt wurde. Für den BDA konzipierte er unter anderem die jährlich stattfindenden Berliner Gespräche.

Andreas Denk © Till Budde

1959 in Dortmund geboren, studierte er in Bochum, Freiburg im Breisgau und Bonn Kunstgeschichte, Städtebau, Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Vor- und Frühgeschichte. Schon hier legte er jenes Fundament einer breiten Allgemeinbildung, die ihn als Impulsgeber so wichtig und als Gesprächspartner so angenehm machte. Elektronische Experimentalmusik, Film, Kunst und Fußball gehörten dabei gleichermaßen zu seinen Interessen wie die Architektur – vor allem ihre räumlichen und sozialen Wirkzusammenhänge

Seine 2016 gemeinsam mit Uwe Schröder und Rainer Schützeichel sowie unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Christopher Schriner herausgegebene und kommentierte Anthologie „Architektur Raum Theorie“ zeugt davon ebenso, wie seine stete Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Architektur in der Rubrik „kritischer raum“ als festem Bestandteil jeder Ausgabe von der architekt seit 2007. Allein diese Architekturkritiken machen seine sprachliche Virtuosität wie den ganzheitlichen Anspruch deutlich, den er an Architektur stellte. Sie zeigen aber auch, was von diesem Deuter des Raums noch zu erwarten gewesen wäre.

Andreas Denk beim Y-Table-Talk mit Heike Hanada und Uwe Schröder am 08.01.2020 im daz Deutsches Architektur Zentrum Gespräch © Foto Till Budde

So theoretisch, ja mitunter verkopft die wissenschaftlichen Texte aus seiner Feder, oder der von ihm kuratierten und ins Heft gebrachten Beiträge, mitunter auch gewirkt haben mögen, es ging ihm stets um eine Ermächtigung der Leserinnen und Leser dieser Zeitschrift, die sich unter seiner Ägide mehr denn je zum ernstzunehmenden theoretischen Sprachrohr weit über die Mitgliederschaft des BDA hinaus entwickelte. „Argumentativ munitionieren“ wollte er Architekt:innen für ihre tägliche Arbeit, für ihre eigene Auseinandersetzung mit dem Bauen, wie für die Erklärung des eigenen Schaffens gegenüber der Gesellschaft.

Ohne Probleme durchmaß er dabei die Architekturgeschichte der westlichen Welt entlang verschiedener roter Fäden, zeigt Zusammenhänge auf und unterstrich so die teils tiefe Verwurzelung tagesaktueller architektonischer Zusammenhänge in der Historie. Stets humorvoll und mit augenzwinkernder Ironie gelang es ihm dabei Interesse zu wecken. Im Gespräch war es ihm egal, ob er es mit Ministern, Kolleg:innen oder Studierenden zu tun hatte: immer zeigte er sich offen und interessiert, glänzte mit Wissen, ohne sein Gegenüber dabei in den Schatten zu stellen.

Am vergangenen Freitag nun ist Andreas Denk an den Folgen eines Herzinfarktes in Hamburg gestorben. Die Lücke, die er hinterlässt – im Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), mehr noch aber in seiner Familie und seinem Freundeskreis –, wird nicht zu schließen sein.

David Kasparek