Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Köln ist eine Hafenstadt

Was gibt es Neues von den rechts- und linksrheinischen Uferkanten?

Die Lage am Rhein soll in der Stadt wieder spürbarer werden, wesentlich dafür ist der Umbau der Häfen. Wir schauen nach Mülheim und Deutz und in den Rheinauhafen. Niehl und Godorf dienen als Industriehäfen und werden hier nicht betrachtet.

Auch Mülheim hat einen Süden – inklusive Hafen

Seit den 90er Jahren gibt es im Mülheimer Hafen keinen Umschlag mehr. Er ist bundeseigener Sicherheitshafen für Schiffe mit Gefahrgut, von hier aus werden die Verkehrssicherung und die Beseitigung von Havarien auf dem Rhein gesteuert. Im Ostbecken liegen noch Werften. Das alles bleibt von den Funktionen her unangetastet. Das Gebiet östlich des eigentlichen Hafens aber wird nur noch teilweise genutzt, und ist aufgrund seiner zentralen Lage und der erhaltenen Industriebauten ein wichtiges Stadtentwicklungsgebiet.

Zwei beauftragte Planungsteams, Bolles+Wilson aus Münster und ksg Köln, haben im Dezember Entwürfe zur weiteren Gestaltung des Geländes präsentiert. Das von ksg entwickelte Leitbild steht unter dem Motte „Wege zum Rhein“. Mit der Deutz-Mülheimer Straße als Bezugspunkt ist eine dichte Landschaft von längsorientiertem Raum entstanden, für den eine „Durchlüftung“ mit Grün und Plätzen senkrecht zur Hauptachse entwickelt werden soll. Zum Ufer führende Korridore öffnen die Deutz-Mülheimer Straße in die Tiefe der Grundstücke.

Bolles+Wilson entwerfen einen neuen zentralen Platz an den alten Gießereihallen. Die Mauerkante zum Rheinufer gibt dem Quartier ein unverwechselbares Gesicht und soll als 16 m breiter „Broadwalk“ zur Promenade ausgebaut werden. Die Nutzungen im Quartier sollen sich durchmischen, und entsprechend auch die Typen: Blockrand, der die „losen Enden“ Alt-Mülheims ergänzt, Reihenhäuser in der umgebauten Deutz AG Halle, nach Süden geöffnete Kammstruktur am Charlier-Grünzug und wieder Blockrand im Euro-Forum.

Die Workshop-Ergebnisse gehen nun in die zuständigen Gremien des Rates und in die Bezirksvertretungen, wo weitere Schritte beschlossen werden.

Vom 03.02.-21.02.2014 werden die Ergebnisse aus dem Verfahren „Mülheimer Süden inklusive Hafen“ im Spanischen Bau des Rathauses ausgestellt.

Im Rheinauhafen geht eine Ära zu Ende

Die HGK verlässt ihren Stammsitz – als städtisches Unternehmen hat man sich entschieden, nicht länger eine Niederlassung am teuersten Bürostandort der Stadt zu unterhalten. Ein neues Gebäude in Braunsfeld in der Nähe der KVB ist bereits gefunden. Als Liegenschaften der HGK im Hafen verbleiben nun noch die Tiefgarage und das Kunsthaus Rhenania. Das ehemalige Krafthaus wird von der dort schon seit längerem ansässigen Agentur facts and fiction übernommen. Auch die Gold- und Silberschmiede Slabohm & Mertens wollen sich verändern und ihre Immobilie verkaufen, die Rheinbastion wird für 2,5 Mio. Euro angeboten.

Michael Zimmermann, einst involviert in Planung und Bau vom „Kap am Südkai“ als ersten Neubau im damaligen Entwicklungsgebiet Rheinauhafen, investiert in das ehemalige Hafenamt und schafft hier kleinere Einheiten für circa 15 Einzelfirmen.

Im Deutzer Hafen wird weiter Mehl gemahlen

Die Kölnische Rundschau veröffentlichte im September Details aus einem internen Verwaltungspapier der Stadt: aus einer umfassenden Studie mit vier Planungsvarianten bevorzugt das Dezernat für Stadtentwicklung die fast vollständige Umnutzung zu einem Wohn-, Gewerbe- und Dienstleistungsstandort. Nur die Ellmühle mit ihrem geschätzten Anlagewert von 100 Mio. Euro. soll erhalten bleiben.

Problematisch ist jedoch, dass das vorliegende Konzept mit dem veränderten Wasserhaushaltsgesetz nicht vereinbar ist: In Überschwemmungsgebieten darf nicht gebaut werden. Momentan sucht man nach einer Lösung wie beim „Mainzer Modell“ zum Umbau des dortigen Zollhafens. Mit dem Land könnte eine Vereinbarung getroffen werden, bereits versiegelte Flächen „hochwasserangepasst“ zu bebauen.

Das Entwicklungskonzept wurde im Anschluss an eine zweitägige Planungswerkstatt im April 2009 im Auftrag des Stadtrates angefertigt. Seit 2010 gibt es ein Moratorium mit der HGK, keine Verträge mit den Pächtern – ein Stahlhandel, die Ellmühle und der Schrottplatzbetreiber – über das Jahr 2020 hinaus abzuschließen. Am 31.12.2013 ist es ausgelaufen. Wie agiert nun die Stadtverwaltung? Aber jetzt ist ja erst einmal Karneval.

Ira Scheibe

 

Weitere Infos:

Zur Internetseite der Stadt Köln
>>Werkstattverfahren Mülheimer Süden inklusive Hafen

Bericht der Kölnischen Rundschau
>>Nur die Ellmühle soll im Hafen bleiben

 

ksg legen mehrere Korridore an, die die Grundstücke bis zum Rhein hin durchziehen; hier die sogenannte KHD Passage. Von der Bedachung bleiben nur die Stahlträger, die Hallenfläche ist komplett begrünt.

Abbildung: ksg

Der heutige Zustand der Industriehalle.

Abbildung: ksg

Blockrand nach Nordosten und Südwesten, Reihenhäuser, Grünanlagen und Gewerbeflächen und eine neue Ortsmitte: Lageplan von Bolles+Wilson aus Münster.

Abbildung: Bolles+Wilson Architekten, Münster

So könnte ein neu geschaffener Kern aussehen, die „Giesserei Piazza“ im Sprachgebrauch der Architekten.

Abbildung: Bolles+Wilson Architekten, Münster