Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Schöner Arbeiten in Köln

„Vorbildliche Arbeitsorte in der Stadt“ drei von zehn Auszeichnungen gingen nach Köln

[© (c) Jens Willebrand; Kuenstrasse 13, 50733 Koeln, Tel. +49-221-9352048, Fax. +49-221-9352053, Email: studio@willebrand.com, https://www.willebrand.com, Veroeffentlichung nur gegen Honorar, Urhebervermerk und Belegexemplar / permission required for reproduction, mention of copyright, complimentary copy, Bankverbindung / bank account: Jens Willebrand, Deutsche Bank Köln, Konto / account: 2327864, BLZ - sorting code: 37070024, SWIFT code: DEUTDEDBKOE, IBAN code: DE77370700240232786400, Steuer-Nummer / tax number: 219-5361-0355, Ust- / V.A.T-ID: DE122726284]
Das Foyer des decK 1 als gemeinsamer Raum für die verschiedenen Mieter: Mittagspausen, Seminar und Fotoshootings können hier stattfinden. Die Konstruktions-Materialien Holz und Stahl prägen die Atmosphäre der Räume. © Jens Willebrand

 

Zum ersten Mal hat das Stadtentwicklungsministerium in Kooperation mit der Architektenkammer NRW, der Industrie- und Handelskammer Nordrhein-Westfalen und dem Westdeutschen Handwerkskammertag den Wettbewerb „Vorbildliche Arbeitsorte in der Stadt“ ausgelobt. Aus den nur 39 eingereichten Projekten wählte eine die Jury am 1. Dezember 2016 unter Vorsitz von Prof. Johannes Ringel (RKW Architektur +) zehn vorbildlichen Bauten als Preisträger aus, von denen drei in Köln zu finden sind. Arbeitsorte haben den Ruf, praktisch, aber wenig attraktiv zu sein. Dass in den letzten Jahren durchaus neue, architektonisch herausragende und städtebaulich gewinnbringende Bauwerke in diesem Bereich entstanden sind, beweisen die Siegerprojekte. „Wir wollen zeigen, dass Arbeitsorte nicht zwingend an die Ränder der Städte geplant werden müssen, sondern Bestandteil unseres städtischen Lebens sein können“, erklärt NRW-Bauminister Michael Groschek. „Es soll deutlich werden, dass auch Gewerbestandorte in vielerlei Hinsicht einen Beitrag zur Stadt- und Quartiersentwicklung sowie zur Planungs- und Baukultur leisten können und sollen.“ Mit der Auszeichnung sollen jene Bauten in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt werden, die sonst eher weniger Beachtung (und meist auch weniger Gestaltung!) finden.

 

[© (c) Jens Willebrand; Kuenstrasse 13, 50733 Koeln, Tel. +49-221-9352048, Fax. +49-221-9352053, Email: studio@willebrand.com, https://www.willebrand.com, Veroeffentlichung nur gegen Honorar, Urhebervermerk und Belegexemplar / permission required for reproduction, mention of copyright, complimentary copy, Bankverbindung / bank account: Jens Willebrand, Deutsche Bank Kšln, Konto / account: 2327864, BLZ - sorting code: 37070024, SWIFT code: DEUTDEDBKOE, IBAN code: DE77370700240232786400, Steuer-Nummer / tax number: 219-5361-0355, Ust- / V.A.T-ID: DE122726284]
LH 612: Die lange, ehemalige Güterhalle des Kontrastwerkes wird in suksessiven Schritten umgebaut. Die neuen Fassaden der einzelnen Abschnitte sprechen eine gemeinsame Gestaltungsprache. Fotos: Jens Willebrand

 

Für das Verfahren konnten Neubauten, Modernisierungen, Restaurierungen, Umstrukturierungen und Umbauten aus ganz NRW eingereicht werden, die zwischen dem 1. Oktober 2011 und dem 30. September 2016 fertig gestellt worden sind. „Aus den Einreichungen konnten wir eine spannende Mischung unterschiedlichster Bauten diskutieren“, berichtet Ringel. „Wichtig war uns die gelungene Einbindung von Gewerbebauten in den urbanen Kontext, ohne dabei die Qualität der Gestaltung und die Funktionalität aus den Augen zu verlieren.“ Weitere wichtige Bewertungsmerkmale waren die Gestaltung der Freiflächen im Umfeld der Gewerbestandorte sowie die ökologisch-energetische Qualität.

Die Auszeichnung erfolgt durch die Verleihung einer Urkunde und einer Gebäudeplakette im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung am 6. März 2017 im Museum K21 in Düsseldorf. Die ausgezeichneten Objekte werden anschließend in einer Broschüre und einer Ausstellung dokumentiert.

 

Drei von zehn: die Kölner Preisträger

Wie breit das Spektrum attraktiver Arbeitsorte ist, zeigt bereits die Auswahl der drei Kölner Projekte, wo ein Neubau, eine Erweiterung und ein Umbau ausgezeichnet wurden.

 

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raumwerk.architekten, Köln

 

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Die Eingangssituation des Kontrastwerkes mit dem Aufbau decK1. Der skulpturale Massivholzbau schwebt auf dem sanierten Bestandsgebäude. © Foto: Jens Willebrand

 

„Zwei Bestandsgebäude aus den 1960er Jahren bilden die Eingangssituation zum Gewerbehof Kontrastwerk im Kreativquartier Köln Ehrenfeld. Die einfachen Betriebsgebäude K1 und Betriebswerk K60, ehemalige Umkleiden, Sozialräume und Büros wurden energetisch saniert und werden bereits als Showroom und für Büros verschiedener Firmen genutzt. Der neue Dachaufbau legt sich als Freiform auf den Bestand des K1 Gebäudes und setzt ein Signal für die innovative Entwicklung auf dem Gelände. Mit seiner leichten Konstruktion aus Holzwänden und einer filigranen Stahldecke hebt sich der Baukörper ab und entwickelt eine eigene Formensprache, die durch die fugenlose Gebäudehülle mit einer hellen Kunststoffbeschichtung zu seiner skulpturalen Geltung kommt. Großformatige Öffnungen und besondere Raumhöhen geben den Büros eine außergewöhnliche, helle und offene Qualität.“ raumwerk

 

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Der offene Gastrobereich des Speisesalons ist der Mittagstisch Des Kontrastwerkes. Durchgehendes Gestaltungsmerkmal ist das multifunktionale Regalsystem, das sich durch die gesamte ehemalige Güterhalle zieht. Foto: © Thorsten Arendt

 

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Auf der Rückseite des Speisesalons unterteilt die Regal- und Grünwand. Den Außenbereich für geschlossene Events und die Anlieferung der Küche. Foto: © Thorsten Arendt

 

Jurybegründung: „Die Projekte im Kontext eines neu entwickelten Gewerbehofs auf einer ehemals bahneigenen Fläche zeigen, wie ein Gewerbebestandsgebiet auf kreative Weise umgebaut und weitergebaut werden kann. Die Typologien der Bestandsgebäude werden durch Umbauten erst sichtbar gemacht. Auf dem Areal entsteht in einem sukzessiven Prozess eine Vielfalt neuer Arbeitsplätze. Die allmähliche Transformation kann stattfinden, ohne die Nutzung des Gebietes zu stören. Sie bietet die Chance, eine vielfältige Nutzungsmischung zu realisieren. Die Gestaltung der Bauabschnitte folgt diesem Prinzip und integriert neue Elemente spielerisch in die rohe Industriearchitektur der Bestandsbauten.

 

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Grundriss decK1 © raumwerk architekten

 

Insgesamt ist der Ansatz dazu geeignet, ältere Gewerbegebiete auf kreative Weise weiter zu entwickeln und zu modernisieren. Sie bieten dann auch Raum für neue Formen der Produktion, Dienstleistung und des Handwerks. Umbau und Weiternutzung des Bestandes sind auch unter Ressourcenschutz-Aspekten (Energie, Fläche, Material) als vorbildlich zu würdigen.“

 

TBZ, Technologie- und Bildungszentrum für Energieeffizienz und Barrierefreiheit, Köln, SSP SchürmannSpannel AG, Bochum

 

SchürmannSannel AG, Bochum © 2015 by Jörg Hempel; www.joerg-hempel-com
Technologie- und Bildungszentrum für Energieeffizienz und Barrierefreiheit, Köln – Butzweiler Hof, Architektur: SSP SchürmannSpannel AG, Bochum, © Foto: Jörg Hempel

 

„Das neue Technologiezentrum für Energieeffizienz und Barrierefreiheit TBZ bildet den städtebaulichen Auftakt für das Bildungszentrum Butzweilerhof der Handwerkskammer zu Köln. Der Leitgedanke für den Neubau ist die Anordnung eines kommunikativen Forums als räumlich verbindendes Element zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss. Das hoch technisierte Gebäude beinhaltet modernste Gebäudetechnik und kombiniert den Einsatz regenerativer und innovativer Energiesysteme. Die Fassade des TBZ verbindet die Aspekte des kommunikativen Forums mit dem hohen technischen Standard des Neubaus auf innovative Art und Weise. Raumhohe Glasflächen im Überformat schaffen eine maximale Transparenz und fördern, durch eine bewusst erhöhte visuelle Kommunikation zwischen innen und außen, den interdisziplinären Wissensaustausch. Lichtlenkende Lamellen im Scheibenzwischenraum (3-Fach Verglasung) stellen gleichzeitig den sommerlichen Sonnenschutz und Blendschutz sicher, ohne dabei die Durchsicht zwischen Innen und Außen zu beeinträchtigen.“

SchürmannSannel AG, Bochum © 2015 by Jörg Hempel; www.joerg-hempel-com
Schulungsraum im TBZ. Foto © Jörg Hempel

 

„Den geforderten Wärmedämmstandard der EnEV überschreitet das Gebäude dank Vakuumdämmung (u.a.), mühelos um bis zu 55%. Ein intelligenter horizontaler Dachausstieg, ähnlich einem Panorama Dach im PKW, ermöglicht einen ungewohnt qualitätvollen Zutritt auf das Gebäudedach. Hier werden in Zukunft die Schüler der Handwerkskammer den Umgang mit innovativen solartechnischen Anlagen am gebauten Beispiel erlernen.“ SSP

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Erdgeschoss Grudriss des TBZ. © SSP Architekten

 

Jurybegründung: „Das TBZ ist mit seiner Lage an der Hugo-Eckener-Straße ein vorbildlich gestalteter Auftakt für das Gewerbegebiet Butzweiler Hof sowie das bestehende Ausbildungszentrum der Handwerkskammer zu Köln und trägt sehr zur Integration des Areals bei. Die städtebauliche Qualität besteht insbesondere in der Ausbildung eines gemeinsamen Platzes und Zugangsbereichs von Neubau und Gebäudebestand.

Die besondere Qualität des Arbeitsortes für Lehrende und Auszubildende ist nach Auskunft der Verfasser das ‚Begehbare Schulungsobjekt‘: Die technische Ausrüstung versorgt nicht nur das Gebäude, sondern dient zeitgleich als Anschauungs- und Übungsobjekt für Auszubildende und durch seine vielfältige Anlagentechnik auch der Fortbildung ausgebildeter Handwerker.

Im Hinblick auf die nachhaltige Stadtentwicklung und Gebäudenutzung steht das TBZ als positives Beispiel nicht nur für die ökonomischen und ökologischen Anforderungen, sondern auch für die über das Gebäude hinauswirkenden soziokulturellen Aspekte.“

 

1LIVE Sendezentrum, Köln, WDR, HA Gebäudewirtschaft, Köln

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Neugestaltung 1LIVE, Köln, Architektur: WDR, HA Gebäudewirtschaft, Köln. © Foto: Rainer Mader

„1LIVE sendet seit 2012 aus der Kölner Innenstadt und rückte damit wieder näher an den Westdeutschen Rundfunk. Das Konzept ist im WDR bislang einzigartig: Das gläserne Sendestudio im neuen 1LIVE-Haus befindet sich im Zentrum des Gebäudes, sodass alle Bereiche  einen direkten Blick auf die Live-Sendung haben. Die redaktionellen Workflows, die Technik und die Produktionsweisen sind dabei ganz auf Multimedialität ausgerichtet.
Durch die Nähe von 1LIVE zum WDR wird das Projekt „Radio 2020″ vorangetrieben. Aus Redaktionen sowie Sende- und Produktionstechniken wird ein integriert arbeitendes Team. 1LIVE ist damit im WDR Vorreiter für die weitere Entwicklung neuer Sende- und Produktionskonzepte. Einheitliche, leicht zu handhabende IT-gestützte Technik, neue Programmplanungs- und informationstools und Räumlichkeiten, die Flexibilität und Kreativität befördern – dafür steht das neue 1LIVE-Haus in der Kölner City.“ WDR

Jurybegründung: „Die Rückkehr von Kreativarbeitsplätzen in die Innenstadt wurde durch die Umnutzung von Büroflächen in einer ehemaligen Lagerhalle zu Rundfunkstudios und Redaktionsräumen überzeugend ermöglicht. Durch den Rückbau von Trennwänden und die Freilegung der rohen Tragkonstruktion wurde in Verbindung mit dem kontrastierenden Einbau moderner Büroeinrichtungselemente eine inspirierende, dem „coolen“ Image des Senders 1LIVE entsprechende Arbeitsatmosphäre geschaffen. Das frische Farbkonzept des Mobiliars unterstützt ebenfalls diesen Anspruch.
Zu den Qualitäten zählen weiterhin die gelungene, überwiegend als Open Space ausgelegte innenräumliche Zonierung und die geschickte Tageslichtführung durch die verglasten Innenhoffassaden. Die Innenhöfe weisen eine hohe Aufenthaltsqualität in sinnvoller Ergänzung zu den Büroflächen auf. Die verglaste Fassade an der Fußgängerzone ermöglicht spannende Einblicke in die für die Öffentlichkeit ansonsten nicht erlebbare Redaktionsarbeit eines Radiosenders und schafft somit einen wichtigen Bezug zum Publikum.
Die Umnutzung einer innerstädtischen, ansonsten schwer nutzbaren ehemaligen Lagerimmobilie in einen modernen Arbeitsort der Medienwirtschaft stellt einen vorbildlichen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung dar.“

 

red|uw