Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Eine Festung für die Kultur in Südwestfalen

Heimaturlaub: das Museums- und Kulturforum in Arnsberg von Bez + Kock

2013 fand die Regionale in Südwestfalen statt. Das ist eine Region, der die, deren Lebensmittelpunkt Köln ist, gewöhnlich eher wenig Beachtung schenken. Umso wichtiger ist es, dass auch hier Fördermittel für die Gestaltung der Zukunft eingesetzt werden. Eines der im Rahmen der Regionale 2013 geförderten Projekte war der Um- und Ausbau des Sauerland-Museums zu einem „Museums- und Kulturforum Südwestfalen„.

Blick auf die Altstadt von Arnsberg. Der Neubau wird über den Altbau erschlossen, der im Stadtzentrum auf einer Anhöhe liegt © wa_wettbewerbe_aktuell

Bereits 2011/2012 lobte der Hochsauerlandkreis einen europaweiten Wettbewerb aus. Gewinner dieses Wettbewerbes war das Leipziger Büro schulz & schulz architekten. Allerdings wurde im Rahmen des VOF-Verfahrens entschieden, dass der 2. Preisträger des Wettbewerbes, Bez + Kock Generalplaner GmbH (Stuttgart), den Auftrag zum Um- und Ausbau des Sauerland-Museums zum „Museums- und Kulturforum Südwestfalen“ erhält.

Lageplan des Museums- und Kulturforums Südwestfalen in Arnsberg © Bez + Kock

Das bisher im Landsberger Hof untergebrachte Sauerland-Museum wurde zum Museums- und Kulturforum Südwestfalen erweitert und 2019 eröffnet. Dazu wurde der historische Bestand saniert und die dort untergebrachte Dauerausstellung neu konzipiert. Mit den im Erweiterungsbau hinzugewonnenen Räumen kann das Museum nun auch umfangreichere Wechselausstellungen wie die Eröffnungsausstellung „August Macke ganz nah“ konzipieren und zeigen und ist auch selbst ein attraktives Ziel geworden. Denn nun steht das Museums- und Kulturforum auf der Shortlist des DAM Preises 2021.

Auf Wunsch des Bauherrn planten Bez + Kock ihren Wettbewerbsentwurf allerdings vollständig um. Allein über den Altbau erschlossen, treppt sich der Neubau nun von Norden nach Süden in drei großen Stufen ab: Aus dem 1. Untergeschoss des auf einer Anhöhe stehenden Altbaus bis hinunter zur Ruhrstraße, wo sich mit dem großen Ausstellungssaal die Hauptbaumasse des Museums befindet. Von hier aus reduziert sich das Volumen geschossweise über den darüber angeordneten Multifunktionssaal und die obere Ebene mit dem Ausstellungsauftakt.

Das Palais thront auf der Stadtmauer, während der Erweiterungsbau mit wehrhafter Haltung davor platziert wurde © Foto Brigida González

Der Anschluss des Erweiterungsbaus erfolgt mit einer massiven Brücke im 1. Untergeschoss des Landsberger Hofs über die Englische Promenade – ein großes Panoramafenster an ihrem Kopf öffnet hier den Blick auf die Stadt.

Blick aus dem Panoramafenster der Brücke zur Erschließung des Erweiterungsbaus © Foto Brigida González

Der Landsberger Hof sitzt als Palais auf der Stadtmauer und dominiert dadurch Silhouette der Arnsberger Altstadt. Der Neubau ordnet sich dem unter, fügt sich mit gleichwohl wehrhafter Haltung in die gewachsene Struktur ein, überlässt jedoch durch seine introvertierte Erscheinung (ohne eigenen Eingang) die Dominanz dem Bestand. Die mit Gauinger-Travertin bekleideten Fassaden ganz ohne Attika, Sockel oder Gesimse unterstreichen die schwere, skulpturale Anmutung des Gebäudes. Einzelne, plastisch eingeschnittene Fensteröffnungen lassen die Ausblicke auf Stadt und Land wie kostbare Bilder der Ausstellung wirken.

Von Köln aus sind es bis die die Arnsberger Altstadt mit dem Auto knapp zwei Stunden Fahrzeit durchs Grüne – vielleicht liegt irgendwo am Wegesrand ja genau das, was die Städter gerade suchen.

Uta Winterhager