Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

I long to meet the masses once again

Kunst zum Hingehen in der Kunststation Sankt Peter

Museen und Galerien haben geschlossen, aber Kunst in der Kirche – das geht. Der amerikanisch-libanesische Künstler Walid Raad hat für die Kunst-Station Sankt Peter Köln die  Ausstellung I long to meet the masses once again konzipiert.

Der Titel „Ich möchte die Massen wiedersehen“ bezieht sich auf zwei monumentale, freistehende Skulpturen, die aus Kunsttransportkisten zusammengesetzt sind. Zur Installation in der Kunst-Station gehört auch eine Arbeit von Walid Raad für die Ausstellungsreihe „Replace Rubens.“ Das barocke Altarblatt „Die Kreuzigung Petri“, das sonst am Seitenaltar von St. Peter hängt, wird derzeit restauriert und so lange von zeitgenössischen Beiträgen „vertreten.“   

Surreale Geschichten

Kunst lässt sich nicht vermitteln, sagte Kaspar König, und doch erhofft man sich als Betrachter irgendein hilfreiches Narrativ zu dem, was man sieht. Walid Raad liefert die Anekdoten zu seinen Kunstwerken gleich mit, doch Obacht, sie sind Teil der Installation und nicht etwa Werkzeuge, um ihren Bedeutungsgehalt aufzuschlüsseln. Und deshalb werden sie natürlich an dieser Stelle auch nicht verraten.

I long to meet the masses once again, 2020, Kunst-Station Sankt Peter Köln
Photo: Christopher Clem Franken, © Walid Raad; Courtesy of the artist and Sfeir-Semler Gallery Beirut/Hamburg

Die Initiatoren sehen die Ausstellung als „ein starkes Plädoyer, die seit jeher existierenden verbindenden Formen und Konzepte zwischen Ost und West, Nord und Süd, Weiß und Schwarz, Christen und Muslimen, Menschen und Tieren, Gesunden und Kranken, Lebenden und Toten, genauer zu betrachten, zu befragen und zu überdenken.“ Ja, das ist ganz schön viel Stoff für einen Kurzbesuch, aber natürlich kann man ihn auch bescheidener angehen und sich einfach daran freuen, seinen Sinnen etwas anderes zu bieten als Bildschirmkost.

Und wer sich die Ausstellung doch lieber aus der Ferne anschauen möchte, findet auf der Webseite der Kunst-Station St. Peter einen Dokumentationsfilm mit der Kuratorin Friederike Schuler und dem künstlerischen Leiter Guido Schlimbach.

Die Kirche ist von Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet, die Ausstellung ist noch bis zum 14. März 2021 zu sehen. Am 25. Februar (19.30 Uhr, per zoom) hält Almut Sh. Bruckstein, eine langjährige Weggefährtin des Künstlers, einen Vortrag.

Ab dem kommenden Wochenende werden die Glasfenster, der Altar in der Eingangskapelle, der Tragekruzifix und der Hauptaltar in St. Peter wie jedes Jahr anlässlich der Fastenzeit verhüllt.

Weitere Infos hier

Ira Scheibe